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Lasst die Musik leben (Teil 1)

Lasst die Musik leben (Teil 1)

Wie sieht die Zukunft der thailändischen Musikindustrie nach den schrecklichen und für die Branche tödlichen Corona-Maßnahmen aus?

Diese fünfteilige Artikelserie widmen wir dem Schweizer Rockmusiker Peter Berger, der früher häufiger für das HALLO-Magazin schrieb. Ruhe in Frieden.

„Ich bin eine professionelle Sängerin, die seit zwei Monaten arbeitslos ist. Jede Veranstaltung wurde abgesagt. Einkommen = 0“, schrieb Prakaifa Pooldoung, Sängerin und YouTuberin, am 20. Mai 2020 auf ihrer Facebook-Seite.

Das war einige Monate nach dem Beginn von Corona, als Veranstaltungsorte und Nachtlokale auf Anordnung der Regierung mittels Lockdown geschlossen wurden. Auf den Beitrag folgten Nachrichten, in denen ihr von anderen Musikern, die wie sie von Arbeitslosigkeit bedroht waren, Mut gemacht haben.

Am 26. Juni 2021 sprang Prakaifa von einem Einkaufszentrum im Bangkoker Stadtteil Saphan Mai. Ihre Familie sagte, dass ihre Arbeitslosigkeit und ihr fehlendes Einkommen ihr Stress bereitet und sie schon einmal einen Selbstmordversuch unternommen hatte.

Prakaifa ist nicht die einzige Musikerin, die während Corona ihren Job verloren hat, und sie ist möglicherweise nicht das einzige Leben in der Musikindustrie, das durch den Lockdown verloren ging.

Am 25. März 2020, nachdem die thailändischen Behörden Covid-19 zu einer gefährlichen, übertragbaren Krankheit erklärt hatten, verhängte die Regierung den landesweiten Ausnahmezustand. Nachtlokale und Unterhaltungseinrichtungen wie Bars, Kinos, Theater und Massagesalons mussten schließen. Die Beschäftigten in diesen Branchen, von Kellnern und Masseusen bis hin zu Musikern, verloren mit einem Schlag ihre Arbeit. Viele kehrten erst Ende 2021/Anfang 2022 an ihren Arbeitsplatz zurück – wenn überhaupt.

Die plötzliche Arbeitslosigkeit führte zu Einkommensverlusten bei Musikern und anderen Beschäftigten der Musikindustrie. Die Musiker mussten ihre geliebten Instrumente verkaufen oder sich nach anderen Jobs umsehen, um über die Runden zu kommen. Viele gaben den Beruf ganz auf.

„Alles wurde geschlossen, sogar Proberäume oder was auch immer. Das bedeutete, dass wir nichts mehr tun konnten“, sagte Mongkol „Joe“ Smorban, der seit über zehn Jahren seinen Lebensunterhalt mit Musik in Bars und Restaurants verdient.

Da die Musiker nicht mehr auftreten konnten, brach jeder andere Teil der Musikindustrie zusammen. Mongkol sagte, dass keine Gitarren in Instrumentengeschäften verkauft wurden.

Die Leute waren nicht darauf vorbereitet, dass die Spielstätten so plötzlich geschlossen wurden. Viele seiner Freunde lebten von ihren Ersparnissen, und als das Geld ausging, mussten sie sich nach anderen Jobs umsehen. Einige mussten ihre Autos oder Häuser verkaufen oder sich sogar Geld bei Kredithaien leihen.

„Es war die bislang schlimmste Zeit für mich, weil ich seit über zehn Jahren Teil der Szene war und Musik gemacht habe. Etwas anderes konnte ich nicht machen“, sagte er.

Kuljira „Aey“ Thongkong, Leadsängerin der Popband Beagle Hug, sagte, sie habe in den ersten Tagen des Lockdowns versucht, so viel wie möglich zu sparen, weil sie nicht wusste, wie lange sie ohne Arbeit sein würde.

Kuljira, ehemalige Teilnehmerin bei The Voice Thailand, tritt hauptberuflich in Bars und bei Veranstaltungen wie Hochzeiten auf und produziert mit ihrer Band Songs. Vor Corona trat sie mindestens vier- bis fünfmal pro Woche auf, aber nach dem Lockdown kann sie nur noch ein oder zwei Veranstaltungen im Jahr organisieren.

Der Einkommensverlust bedeutete, dass sie sich nach anderen Möglichkeiten umsehen musste. Sie sagte, sie habe versucht, mit einer Freundin eine Bäckerei zu betreiben, einige ihrer Besitztümer verkauft, und als ihre Ersparnisse schließlich aufgebraucht waren, musste sie sich von ihrer Familie etwas leihen. In der Zwischenzeit verkauften ihre Musikerfreunde ihre Instrumente oder wechselten den Beruf.

Aber am meisten schmerzte es sie, wenn man ihr sagte, dass sie sich nicht genug anstrenge oder dass Musiker sich etwas anderes suchen sollten.

„Ich sage nicht, dass ich mich nicht bemüht habe, oder dass einige Leute sagten, dass ich mich einfach nicht genug angestrengt hätte“, sagte Kuljira. „Menschen haben einen unterschiedlichen Hintergrund. Sie tragen unterschiedliche Verantwortung. Manche Menschen müssen sich um ihre Familie kümmern. Sie haben ihr ganzes Leben lang von der Musik gelebt und haben vielleicht eine Menge monatlicher Ausgaben, und dann stehst du da und denkst, Brötchenbacken wird alle Probleme lösen.“

Der zweite Teil der Serie erscheint demnächst auf der HALLO-Website.

Post source : https://prachataienglish.com/node/10336

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