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Die Filmkritik: Blond (USA 2022)

Die Filmkritik: Blond (USA 2022)

In „Blond“ von Regisseur Andrew Dominik geht es um das Leben von Marilyn Monroe. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Joyce Carol Oates, die sich mit dem Buch so einige Freiheiten herausgenommen hat. So wurde der Film von Filmfans und Historikern aus diesem Grund teils stark kritisiert.

Der Mythos Marilyn Monroe lebt fort. Immer noch. Nach so vielen Jahren. Mir fällt auf Anhieb keine andere Schauspielerin ein, die so lange nach ihrem Tod immer noch so sehr verehrt wird.

Die Monroe war einmalig. Da auch ich zur Fangemeinschaft gehöre, kann diese Aussage keinesfalls als objektiv eingestuft werden. Das gebe ich hiermit gern zu.

Der Film zeigt die wichtigsten Stationen in Monroes Leben. In manchen Biographien wird dieses behauptet, in anderen Biographien jenes und in ganz anderen Biographien dieses oder jenes bestritten. Aber alle Biographen sind sich darüber einig, dass Monroes Leben nicht gerade einfach war.

Der Film konzentriert sich genau darauf. Da ist die verrückte Mutter, die die Tochter fast umgebracht hat und in einer Nervenheilanstalt landet. Da der Vater unbekannt ist, kommt das Kind ins Heim. Sie wird von Männern ausgenutzt und missbraucht, sie fühlt sich unverstanden und wird von Selbstzweifeln geplagt. Sie möchte bessere Rollen und nicht immer das Dummchen spielen, sie will besser bezahlt werden. Alles ist ein einziger Kampf. Dabei will sie doch nur glücklich sein. Eine schöne Familie haben und ein ruhiges Leben führen. Sie ist doch gar nicht die Monroe, die alle zu kennen glauben, denn die Monroe ist nur ein Abziehbild, das sie dem Kinopublikum zum Fraß vorwirft. In Wirklichkeit ist der Mensch, der hinter der Monroe steht, ganz anders.

Sie heiratet einen Sportler, der sie schlägt, weil er mit ihrem Sexappeal und ihrer Wirkung auf andere Männer nicht zurecht kommt. Die Monroe wurde als „Sexbombe“ bezeichnet. Sie lässt sich scheiden. Sie hat eine Affäre mit dem Präsidenten, ist schließlich mit einem Schriftsteller liiert, die Ehe geht auch in die Brüche.

Dazwischen Szenen von den Filmpremieren, von Filmsets und ihren Zusammenbrüchen. Sie trinkt und nimmt Tabletten, treibt Regisseure und Kollegen in den Wahnsinn, weil Dreharbeiten dauernd unterbrochen werden müssen.

Wer gut drauf ist, bekommt bei dem Film Depressionen. Wer schlecht drauf ist, sucht nach einem Strick. Zeit genug bleibt dafür, denn der Film ist fast drei Stunden lang.

Mir fällt es schwer, den Film abschließend zu bewerten. Visuell ist er herausragend: Bilder in Farbe und Schwarzweiß wechseln sich ab – meist im Vollbild. Das Format 1.37:1 hat durchaus Vorteile, vor allem bei Nahaufnahmen von Gesichtern.

Die Kubanerin Ana de Armas, die in jeder einzelnen Szene zu sehen ist (außer im Teil, der von Monroes Kindheit handelt), hat mir sehr gut als Marilyn Monroe gefallen. Für Freunde des Originaltons: Wenn man die Augen schließt, hat man das Gefühl, die Monroe spricht. Wie sie das hinbekommen hat, vor allem als Nicht-Muttersprachlerin, ist einfach nur genial. Und irgendwann hat man sich als Zuschauer auch an das etwas andere Aussehen der Hauptfigur gewöhnt, obwohl die echte Monroe natürlich noch eine ganz andere Ausstrahlung hatte. Ihre Leinwandpräsenz ist immer noch legendär.

Ein Kritiker schrieb, der Film sei ein visuell anspruchsvoller Totalschaden.

So weit will ich wirklich nicht gehen. Auf der einen Seite ist der Film wirklich gut, auf der anderen Seite für meinen Geschmack aber viel zu depressiv. Da sind Szenen drin, bei denen ich dachte, dass ich es so genau auch nicht wissen/sehen wollte.

Auf jeden Fall ein anspruchsvoller Film, der nicht für zwischendurch geeignet ist.

Post source : JC

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