
Wenn man sich auf Twitter/X umsieht, kann man tief in die Welt der Verschwörungstheoretiker eintauchen. Es werden gelinde gesagt äußerst merkwürdige Dinge geschrieben. Ich weiß gar nicht, was mir da „am Besten“ gefallen könnte.
Dass Michelle Obama in Wirklichkeit ein Mann ist, gehört noch zu den harmlosesten Behauptungen. Nur, was will man damit erreichen?
Eigentlich ganz amüsant, das Ganze. Die Frage ist nur, ob die Leute, die das weiterverbreiten, auch selbst glauben.
Weiter im Text: Brat Pitt wurde von zwei Jahren hingerichtet, weil er dunklen Mächten nicht in den Kram passte. Wenn „er“ jetzt einen Film dreht, dann schauspielert ein Schauspieler, dass Brat Pitt schauspielert.
Die Titanic ist gar nicht gesunken. Und wenn sie nicht gesunken ist, dann schippert sie noch heute gesund und munter über alle Weltmeere.
Aus einem Tunnel wurden eine Million Kinder befreit. Das muss ja ein echt langer Tunnel gewesen sein. Führt der zum Mittelpunkt der Erde?
Und dann sind da noch die Chemtrails, die in den Verschwörungserzählungen immer wiederkehren, wie eine ungeliebte Jahreszeit.
Leute, ihr seid alle herzlich nach Thailand eingeladen, um den Himmel stundenlang zu beobachten. Um dann festzustellen, dass es in den Tropen keine Kondensstreifen gibt. Danach dürft ihr der Welt verklickern, warum diese nur dann zu sehen sind, wenn die Luft in den oberen Sphären kalt genug ist.
Alle Verschwörungstheorien haben eine Grundkrankheit: Es gibt keine Zeugen, die auch nur ein Sterbenswörtchen verraten. Irgendwann würde doch mal ein Pilot kommen und sagen: Hey, wir können X Fracht und Y Passagiere nicht mitnehmen, weil wir Z Tonnen Chemikalien geladen haben.
Von den eine Million Kindern, die angeblich aus einem Tunnel gerettet wurden, wird kein einziges jemals erzählen, dass es mit einer Million anderer Kinder aus einem Tunnel gerettet wurde. Wie kann das sein?
Mondlandung: Diese Charade zog sich laut Verschwörungstheoretikern über viele Jahre hin. Da müssen doch Tausende, wahrscheinlich Zehntausende NASA-Mitarbeiter eingeweiht gewesen sein. Und keiner hat je etwas gesagt oder gar ein Buch geschrieben à la: „So haben wir die ganze Welt jahrelang veräppelt“.
Die Russen hätten doch dank der Geheimdienste den Braten als erstes gerochen und ihr Mondprogramm nicht eingestellt. Sie wären zum Mond geflogen, um der Welt zu zeigen, dass die NASA nie auf dem Mond gewesen war.
Und wenn jetzt die Artemis-Expedition auf den Mond fliegt, wird es heißen, die NASA habe die Apollo-Relikte mitgebracht und drapiert bzw. die Artemis-Mondlandung sei ebenfalls vorgetäuscht. Das ist doch alles nur zum Gähnen!
Der Schweizer Schriftsteller Peter Bichsel hat mehrere Kurzgeschichten geschrieben, die so prägnant sind, dass ich sie nie vergessen werde.
Eine Geschichte heißt „Amerika gibt es nicht“. In dieser geht es darum, dass Kolumbus aufgebrochen ist, um einen neuen Kontinent zu entdecken. Aber während der Reise über den Atlantik bekam er so viel Angst, dass er umkehrte und sich irgendwo in Europa monatelang versteckte. Dann kam er aus dem Versteck heraus und erzählte dem spanischen Königshaus erzählte, er habe Amerika entdeckt.
Und jeder, der heutzutage behauptet, in Amerika gewesen zu sein, hat sich in Wirklichkeit nur irgendwo versteckt, denn Amerika gibt es nicht.
Diese Geschichte von Peter Bichsel fällt mir immer ein, wenn es um irgendwelche haarsträubenden Verschwörungstheorien geht.
Das nächste Problem, das ich mit Verschwörungstheorien habe, ist die Inkompetenz, sprich Blödheit der Menschen. Wenn es um Verschwörungen geht wie die angebliche „Sprengung“ des World Trade Centers, läuft immer alles glatt. Da werden null Fehler gemacht.
Aber Außenministerin Baerbock, die die Welt vor der „Klimakatastrophe“ retten will, schafft es in zwei Anläufen nicht, nach Australien zu fliegen.
Und Figuren wie sie sollen die WTC-Sprengung akribisch geplant und fehlerlos durchgeführt haben? Einfach nur lächerlich, diese Vorstellung.
Die Inkompetenz ist und war immer zu groß, als dass bis ins letzte ausgetüftelte Verschwörungen immer genau nach Plan hätten ablaufen können. Als ob man immer alles voraussehen könnte.
Es ist genau das Gleiche, wenn die Klimakleber behaupten, sie wüssten, wie in zehn Jahren das Klima ist, wenn man gleichzeitig nicht weiß, ob übermorgen die Sonne scheint.
Überhaupt scheinen mir diese beiden Seiten in ihrem Fanatismus doch sehr ähnlich zu sein. Die einen glauben, alle werden in den nächsten Jahren sterben, weil die Erde verglüht. Und die anderen glauben, alle werden in den nächsten Jahren sterben, weil sie von dunklen Mächten versklavt werden.
Diese apokalyptischen Phantasien sind nichts Neues. Die gibt es schon seit der Antike.
Nein, die Welt ist komplizierter als ein James-Bond-Film, in dem Katzenliebhaber Blofeld immer der Oberböse ist und die Weltherrschaft anstrebt.