
Jedes Jahr kommen in Thailand fast 20.000 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Das sind 50 Menschen am Tag oder zwei pro Stunde. Eine Million Menschen müssen sich jedes Jahr nach Verkehrsunfällen in ärztliche Behandlung begeben.
Diese schrecklichen Zahlen machen Thailands Straßen mit zu den gefährlichsten der Welt.
Der Verlust betrifft nicht nur Menschenleben. Die wirtschaftlichen Kosten für den Staat belaufen sich auf fast 500 Milliarden Baht jährlich, was etwa 3,5 Prozent des BIP entspricht. Der Schmerz und die Trauer der Familien, die einen geliebten Menschen durch eine rücksichtslose Fahrweise verloren haben, sind unermesslich.
Verkehrsverstöße wie Geschwindigkeitsübertretungen, Trunkenheit am Steuer und das Überfahren roter Ampeln sind für etwa knapp 80 Prozent dieser Unfälle verantwortlich. Die Lösung scheint einfach: Bußgelder verhängen, damit sich die Fahrer an die Verkehrsregeln halten, damit sie es nicht wieder tun. Doch das ist leichter gesagt als getan.
Die Statistiken sind aufschlussreich. Die Verkehrspolizei stellte im Jahr 2022 über 17,9 Millionen Strafzettel aus, aber nur 20 Prozent der Fahrer bezahlten ihre Bußgelder.
Außerdem ist das Verfahren zur Verfolgung von Verkehrssündern umständlich und ressourcenintensiv.
Für einen einzigen Verkehrsverstoß muss die Polizei drei verschiedene Dokumente erstellen, darunter einen per Post verschickten Strafzettel, eine Verwarnung und ein Schreiben an die Landverkehrsbehörde, die die jährliche Zahlung der Kfz-Steuer verweigert, wenn die Bußgelder nicht bezahlt werden.
Das ineffiziente Verfahren führt dazu, dass die Verkehrsvorschriften nur schwer durchzusetzen sind. Infolgedessen bleiben viele Verkehrssünder unbestraft, und einige setzen ihre rücksichtslosen Fahrgewohnheiten fort. In den Nachrichten war mehrfach zu lesen, dass einige Autofahrer mehr als 100 Strafzettel angehäuft haben und diese einfach nicht bezahlen.
Das Punktabzugssystem soll diese Lücke schließen.
Thailand hat das Punktabzugssystem eingeführt, um die Durchsetzung des Verkehrsrechts zu stärken, wiederholte Verstöße zu reduzieren und sichere Fahrgewohnheiten zu fördern, um die Zahl der Verkehrsunfälle zu verringern. Es gibt jedoch viele Herausforderungen zu bewältigen.
Im Gegensatz zum früheren System, bei dem sich Verkehrssünder leicht vor Bußgeldern und Konsequenzen drücken konnten, werden die Fahrer beim Punktabzugssystem für ihr Handeln zur Verantwortung gezogen.
Bei jedem Verkehrsverstoß werden den Fahrern Punkte abgezogen, und es besteht die Möglichkeit, dass sie den Führerschein abgeben müssen. Wiederholungstäter können ihren Führerschein nur wiedererlangen, wenn sie eine erforderliche Schulung absolvieren.
In Italien führte das Punktesystem zu einem Rückgang der Verkehrsunfälle um zehn Prozent, die Zahl der Verkehrstoten wurde um 25 Prozent reduziert. Die Gurtanlegequote stieg von 54 auf 83 Prozent.
In Spanien ging die Zahl der Unfälle auf den nationalen Autobahnen innerhalb von nur drei Monaten um 12,6 Prozent zurück. Großbritannien konnte ebenfalls Erfolge bei der Eindämmung von Geschwindigkeitsübertretungen bei Risikofahrern verzeichnen.
In Thailand gibt es zwei Systeme für den Abzug von Strafpunkten: eines für gewerbliche Fahrer und Fahrer öffentlicher Verkehrsmittel sowie eines für alle Fahrer.
Die Landverkehrsbehörde hat das Punktesystem für gewerbliche Fahrer und Fahrer öffentlicher Verkehrsmittel im Jahr 2021 eingeführt.
Vom 1. Dezember 2021 bis zum 31. Dezember 2022 gab es 40.753 Verstöße, bei denen 24.714 Fahrer Punkte verloren und 138 mit einem Führerscheinentzug rechnen mussten.
Fahrer von Nutzfahrzeugen verstoßen am häufigsten gegen die Geschwindigkeitsvorschriften, während bei Fahrern öffentlicher Verkehrsmittel die Weigerung, Fahrgäste mitzunehmen, weit verbreitet ist.
Inzwischen hat die Polizei das Punktesystem für alle Fahrer im Jahr 2023 durchgesetzt, wobei über 71.000 Fahrern Punkte für Verstöße wie das Nichttragen eines Helms, das Fehlen einer gültigen Jahressteuermarke und das Fahren ohne Nummernschild abgezogen wurden.
Erreicht der Punktestand eines Fahrers null Punkte, wird der Führerschein für 90 Tage eingezogen. Bei wiederholtem Entzug innerhalb von drei Jahren verlängert sich die Dauer des Entzugs, und bei erneutem Entzug innerhalb eines Jahres wird der Führerschein ganz eingezogen. Um den Führerschein wiederzuerlangen, müssen die Fahrer zwei bis vier Stunden Schulung und Tests absolvieren, die von der Landverkehrsbehörde vorgeschrieben sind.
Das System steht jedoch vor mehreren Herausforderungen, angefangen damit, dass es nur für lizenzierte Fahrer gilt. Aufgrund der laxen Strafen fahren viele ohne Führerschein.
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