
Mit „Twenty Five Twenty One“ (Südkorea 2022) habe ich mir wieder einmal eine Serie gesehen, die ich mir eigentlich nicht ansehen wollte.
Der Titel … – nun ja, was soll der denn bedeuten – und eine Romanze? Wenn das schon so schubladisiert ist, weiß ich doch, was da auf mich zukommt. Oder nicht?
Na gut, den ersten Teil sehe ich mir an, den Rest schenke ich mir, wenn es mir nicht gefällt. So meine Gedanken.
Da ist diese Hauptfigur namens Na Hee-do, die am Anfang der Serie 17 Jahre alt ist. Sie führt ein typisches Teenager-Leben mit allen Qualen, die dieses Alter mit sich bringt. Die Schule ist Mist, um den verstorbenen Vater wird getrauert, die Mutter, die nie Zeit für die Tochter hat, wird verachtet. Die einzige Abwechslung sind ihre Freunde, mit denen Hee-do allerlei Blödsinn macht.
Es ist ja nicht so, dass Kinder oder Jugendliche in anderen Ländern anders sind als die Jugendlichen in der eigenen Kultur. Menschen sind doch immer Menschen und daher immer gleich, und die Serie zeigt das. Ob Europa oder Ostasien – da gibt es kaum Unterschiede – abgesehen von ein paar kulturellen Eigenheiten. Wünsche, Träume, Hoffnungen und Sorgen sind immer gleich. Ganz egal, wo man aufwächst.
Hee-Dos Wunsch ist es, Fechterin zu werden. Sie setzt alles daran, aus ihrem Hobby einen Beruf zu machen. Zunächst einmal muss sie die Schule wechseln, um auf eine Schule zu kommen, in der Fechten gelehrt wird. Sie würde alles dafür tun. Schafft sie das? Und wenn sie es schafft: Wird sie gut genug sein, um in die Nationalmannschaft aufgenommen zu werden? Und falls sie das auch schafft: Kann sie irgendwann in einem internationalen Wettbewerb antreten mit der Chance auf eine Medaille?
Der männliche Gegenpart ist Back Yi-jin, der aus einer problembeladenen Familie kommt. Er ist etwas älter als Hee-do. Er versucht dies und das, um auf eigenen Beinen zu stehen. Beim Zeitungsaustragen lernt er Hee-do kennen. Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Die beiden sind zunächst gute Freunde – aber kann sich aus dieser Freundschaft mehr entwickeln?
In Nebenrollen spielen noch drei weitere Protagonisten mit. Es würde aber zu weit führen, hier alles kurz wiedergeben zu wollen.
Denn „kurz“ geht schon mal gar nicht. Die Serie hat 16 Teile, die jeweils eine ziemliche Lauflänge haben: alle Teile eine Stunde fünfzehn, die letzten beiden Teile eineinhalb Stunden.
Es gibt viel Drama und noch mehr Herzschmerz, aber in den ersten beiden Dritteln ebenso viel Witz. Kommt das typisch asiatische Overacting vor? Ja! Aber nicht wirklich oft. Und wenn doch, so hat es mich dieses Mal überhaupt nicht gestört. Es gehört einfach dazu, denn die Serie dreht sich doch um Teenager. Gibt es Jugendliche ohne Overacting? Na, die will ich gern mal kennenlernen!
Im Laufe der Zeit werden die Protagonisten immer erwachsener. Ein schönes Beispiel: Trinken die Mädchen in den ersten Folgen Bananensaft, so trinken sie in den letzten Folgen Alkohol und geben sich auch manchmal die Kante.
So witzig wie am Anfang ist die Serie im letzten Drittel überhaupt nicht mehr. Als Jugendliche hüpfen die Protagonisten wie Welpen glücklich durchs Leben. So, als ob sie kein Wässerchen trüben könnten. Doch irgendwann holt sie der Ernst des Lebens ein. Dieser Wandel von Spaß zu Ernst lässt den lebenserfahrenen Zuschauer mit den Zähnen knirschen.
Eine Protagonistin kann dem Leben als Erwachsene nicht viel abgewinnen: „Das Leben macht keinen Spaß.“
Was Technik und Dramaturgie betrifft, werden alle Register gezogen. Technisch perfekt und dramaturgisch durchaus ungewöhnlich. Manchmal spoilert die Serie die weitere Handlung – weil es manchmal nicht wichtig ist, was im Allgemeinen passiert, sondern viel wichtiger ist, was im Besonderen passiert, um zum Spoiler zu kommen. Das habe ich so noch nie gesehen. Einfach brillant!
Fechten ist nicht gerade meine Sportart. Diese Sequenzen sind aber derartig gut gemacht, dass ich direkt ein gewisses Interesse für Fechten entwickelt habe. Ein weiterer Punkt, der für die Genialität dieser Serie spricht.
Zum Abschluss noch zwei Dinge:
Die Hauptfigur Na Hee-Do, die anfangs 17, später 21 Jahre alt ist, wird von der Schauspielerin Kim Tae-ri verkörpert. Sie ist mit 31 Jahren die Älteste des Ensembles. Ich wollte das nicht glauben. Ich habe mir einige Szenen der Serie daher noch einmal angesehen und will es immer noch nicht glauben. Ich weiß gar nicht, wie ich diese großartige schauspielerische Leistung beschreiben soll.
Und noch eine politisch-gesellschaftliche Anmerkung: In der Serie spielen bis auf winzige Ausnahmen nur Koreaner mit. Jungen sind Jungen und später Männer. Mädchen sind Mädchen und später Frauen. Und im Grunde dreht sich alles nur um eines: Boy Meets Girl. Für den Quatsch, der zurzeit in der westlichen Gesellschaft und damit auch in westlichen Filmen und Serien die Runde macht, ist hier kein Platz.