
Die Russen strömen so zahlreich auf die Ferieninsel Phuket, dass manche Thais ihr eigenes Land nicht mehr wieder erkennen.
Es ist kein Wunder, dass Russen, die in der westlichen Welt mit Reisebeschränkungen konfrontiert sind, in Scharen nach Thailand kommen. Mit seinem feinen weißen Sand, seiner atemberaubenden Landschaft und seiner reichen Kultur hat das Land des Lächelns Paradiessuchern viel zu bieten.
Die Ferieninsel Phuket erwartet in diesem Jahr eine Million Russen – nach Angaben der thailändischen Tourismusbehörde die mit Abstand größte Gruppe ausländischer Besucher auf der Insel. Einige entfliehen dem trüben Winter. Einige entziehen sich der Wehrpflicht. Andere kaufen thailändisches Wohneigentum als Eintrittskarte in ein neues Leben.
Seit der thailändische Außenminister Moskau besuchte und Direktflüge von und nach Russland im Oktober letzten Jahres wieder aufgenommen wurden, geht es mit dem Tourismus in Phuket endlich wieder bergauf. Die Insel ist zu 90 Prozent vom Tourismus abhängig. Weder der Tsunami Weihnachten 2004 noch die Corona-Reisebeschränkungen haben daran etwas geändert.
Wegen der Vielzahl der Russen auf der Insel soll es zu Spannungen zwischen den russischen Besuchern und Einwohnern kommen.
„Die Russen in Phuket sind für ihr schlechtes Benehmen bekannt“, sagte ein Hotelmanager. Trunkenheit, Ausschweifungen, Gewalt und Verkehrsunfälle seien in den „russisch besetzten Gebieten“ der Insel an der Tagesordnung, behauptete er.
Krankenschwestern im Krankenhaus von Patong, dem größten Strand der Insel, berichten, dass immer mehr Menschen an Alkoholvergiftungen leiden und in Verkehrsunfälle verwickelt seien. Laut Berichten der Polizei in den lokalen Medien stehen Russen an der Spitze der verhafteten Ausländer in Phuket, unter anderem wegen Diebstahls, fahrlässiger Tötung und Drogenschmuggels.
„Meine Familie und ich ziehen nach fünf Jahren aus Phuket weg, weil wir nur noch Russen sehen und hören“, sagte ein Mann. „Phuket ist nicht mehr Thailand, sondern russisches Territorium.“
Der starke Zustrom von Russen lässt die Preise für Immobilien, Motorräder und Autos auf der Insel steigen. Lokale Medien berichten, dass die örtlichen Schulen mit russischen Kindern überfüllt seien, da wohlhabende Russen Elite-Visa erwerben, die Aufenthalte von fünf bis 20 Jahren ermöglichen. Berichten zufolge werden fast alle Eigentumswohnungen an Russen verkauft, zudem viele Hotels, Restaurants, Souvenirläden und andere mit dem Tourismus verbundene Unternehmen.
Einige Russen sind freundliche Menschen, sagte die Besitzerin eines Massagesalons. „Einer meiner Nachbarn kommt schon seit 15 Jahren zu Besuch und ist ein Freund geworden“, sagte sie.
Sie befürchtet jedoch, dass Russen den Einheimischen die Arbeitsplätze wegnehmen. Russischkenntnisse seien ein Vorteil bei der Arbeit als Fremdenführer, Fahrer und Masseure für russische Touristen, sagte sie.
Eigentlich dürften Russen diesen Tätigkeiten in Thailand nicht nachgehen, weil diese geschützt sind und nur von Einheimischen ausgeübt werden dürfen.