
Im Vergleich mit der übrigen Welt sitzen in China die meisten Journalisten im Gefängnis. Gleichzeitig steht das Land in Bezug auf die Pressefreiheit auf dem vorletzten Platz der Weltrangliste. Nur in Nordkorea ist es noch schlimmer.
Nach Angaben von Reporter ohne Grenzen (RSF) war China im vergangenen Jahr mit 101 inhaftierten Journalisten negativer Spitzenreiter. In keinem anderen Land der Welt wurden so viele Journalisten verhaftet.
Angefangen hat das absolut rigorose Vorgehen gegen Journalisten mit Xi Jinping, der sich eine historische dritte Amtszeit als Chinas Staatschef sicherte und damit eine seit Mao Zedong nie da gewesene Machtkonzentration ausübt, mit der er den von ihm vor zehn Jahren begonnenen Kreuzzug gegen den Journalismus fortsetzen kann.
China rangiert auf dem jährlichen Index der Pressefreiheit auf dem vorletzten Platz (179). Nur noch in Nordkorea ist es schlimmer. Das Land liegt auf dem letzten Platz.
Vietnam (Rang 178) und Burma (Rang 173) gehören ebenfalls zur Gruppe der asiatischen Einparteienregime und Diktaturen, die den Journalismus am stärksten einschränken, wobei die Führer ihren totalitären Würgegriff auf den öffentlichen Diskurs verschärfen.
Ein weiteres Phänomen, das den freien Informationsfluss auf gefährliche Weise einschränkt, ist die Übernahme von Medienunternehmen durch Oligarchen, die enge Beziehungen zu politischen Führern unterhalten. Dies ist vor allem in „hybriden“ Regimen wie Indien (Rang 161) der Fall, wo alle Mainstream-Medien inzwischen wohlhabenden Geschäftsleuten gehören, die Premierminister Narendra Modi nahe stehen.
Gleichzeitig verfügt Modi über ein Heer von Anhängern, die alle regierungskritischen Online-Berichte aufspüren und Belästigungskampagnen gegen die Quellen führen. Wenn sie zwischen diesen beiden Formen extremen Drucks gefangen sind, sehen sich viele Journalisten in der Praxis gezwungen, sich selbst zu zensieren.
Der gleiche Trend ist in Bangladesch (Platz 163) und Kambodscha (Platz 147) zu beobachten, wo die Verfolgung unabhängiger Medien durch die Regierungen vor den bald anstehenden Wahlen zugenommen hat.
Eine weitere regionale Besonderheit ist das Fortbestehen von verbotenen Fragen und Tabuthemen, die Journalisten daran hindern, frei zu arbeiten. Dies ist eindeutig der Fall in Afghanistan (Rang 152), wo die Taliban-Regierung keine Abweichung von ihrer fanatischen Version der Scharia duldet und wo Journalistinnen buchstäblich aus der Medienlandschaft gelöscht zu werden.
Andernorts sind sich die Medien auch des Risikos bewusst, das sie eingehen, wenn sie sich zu direkt an den Staat wenden, wie etwa im Sultanat Brunei (Rang 142), in Thailand (Rang 106) und in Bhutan (Rang 90).
Andererseits haben Regierungswechsel in Pakistan (Rang 150) und auf den Philippinen (Rang 132) den Druck auf die Medien gelockert, auch wenn diese beiden Länder weiterhin zu den gefährlichsten Ländern der Welt für Journalisten gehören. Die Erneuerung von Regierungskoalitionen erklärt auch die Fortschritte von Ländern wie Sri Lanka (Rang 135) und Malaysia (Rang 73).
Am oberen Ende des Index haben funktionierende Demokratien wie Taiwan (Rang 35) ihre Rolle als regionale Vorbilder für Pressefreiheit perfektioniert.
Die Pressefreiheit kann sich nur dann voll entfalten, wenn die politischen, wirtschaftlichen und gerichtlichen Befugnisse ausgewogen und geregelt sind.