
Ende Februar jährte sich der Tod der Schauspielerin Nida „Daengmo“ Patcharaveerapong zum ersten Mal.
Sie war vor einem Jahr in der Nacht zum 24. Februar von einem Schnellboot in den Chao Phraya River gestürzt und ertrunken.
Die Polizei geht davon aus, dass die verstorbene Schauspielerin und fünf weitere Personen auf dem Boot betrunken waren. Sie hatten zu viel Wein und Champagner konsumiert. Der Fahrer des Schnellbootes hatte weder einen Führerschein noch eine vorherige Ausbildung. Niemand auf dem Boot trug eine Schwimmweste, wie Handybilder der Bootsinsassen zeigen.
Spekulationen und Sensationsmeldungen über ein Verbrechen den verdrängten offensichtlichen Mangel an Sicherheit. Die Gesellschaft und die Medien schenkten der Tatsache, dass ein Mensch ertrunken war, weniger Aufmerksamkeit als dem Gedanken, dass es sich um ein Verbrechen handeln könnte.
Dabei ist wohl etwas ganz Profanes passiert: Nida hocke am Heck, verlor das Gleichgewicht und fiel ins Wasser.
Bootsunfälle finden in den Medien oft weniger Beachtung als Verbrechen – und die wenige Aufmerksamkeit gegenüber dieser Art von vermeidbaren Unfällen wird dem Ausmaß des Problems nicht gerecht.
Es ist schockierend, dass Ertrinken die häufigste Todesursache bei Kindern im Alter von einem bis elf Jahren ist. Jeden Tag ertrinken im Durchschnitt zehn Menschen. 700 Kinder unter 15 Jahren ertrinken jedes Jahr.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist die Rate der tödlichen Badeunfälle in Thailand mindestens fünfmal so hoch wie in Industrieländern. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO hatte die Staatengemeinschaft ASEAN im Jahr 2021 die zweithöchste Rate von tödlichen Badeunfällen in der Welt.
Die besorgniserregenden Zahlen sind keine Überraschung, da es in Thailand an Gesetzen, Maßnahmen und der Infrastruktur zur Verbesserung der Schwimmfertigkeit und der Rettungsmaßnahmen mangelt.
Im Gegensatz zu den Industriestaaten gibt es in Thailand weder Gesetze, die Schwimmunterricht in Schulen vorschreiben, noch gibt es eine gesetzliche Verpflichtung für zertifizierte Rettungsschwimmer, Schwimmbäder zu beaufsichtigen.
Es gibt weniger Sicherheitsgesetze für Boote als für den Straßenverkehr. So verbietet das thailändische Gesetz zwar auch das Führen von Wasserfahrzeugen unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen, aber es gibt keinen Grenzwert für den Alkoholgehalt im Blut. Daher haben die Beamten der Marinebehörde keinerlei rechtliche Handhabe, um den Alkoholgehalt von Bootsfahrern zu testen.
Anfang des Jahres kündigte das Gesundheitsministerium einen Plan zur Senkung der Kindersterblichkeitsrate an. Es wurde ein Ausschuss gebildet, der Aktionspläne zur Verbesserung der Sicherheit von Kindern und zur Reduzierung von Unfällen vorantreiben soll.
Zu den geplanten Maßnahmen gehört das Projekt „Thailändische Kinder können schwimmen“ des Tourismus- und Sportministeriums, in dessen Rahmen eine erste Gruppe von knapp 10.000 Kindern unter 15 Jahren im ganzen Land das Schwimmen lernen soll.
Die Regierung plant die Ausarbeitung eines nationalen Masterplans zur Verringerung von Badeunfällen und zur Verbesserung der Rettungsmaßnahmen.
Auf politischer Ebene plant die Regierung, Gesetze zu erlassen, die beispielsweise Schulen verpflichten sollen, Schwimmunterricht anzubieten.
Diese Maßnahmen sind begrüßenswert, wenn auch überfällig. Die Frage ist, wie schnell die Regierung handeln kann, um mit der Unfallrate Schritt zu halten. Zögern ist keine Option. Die erschreckenden Statistiken sprechen für sich. Noch einmal: Jeden Tag ertrinken in Thailand durchschnittlich fast zehn Menschen, meist Kinder.