
Nicht nur Thailand hat ein Problem mit der Überalterung der Gesellschaft, sondern auch andere südostasiatische Länder wie der Stadtstaat Singapur.
Dort sank die Geburtenrate im Jahr 2022 auf ein Rekordtief von durchschnittlich 1,05 Kindern pro Frau. Trotz der Bemühungen der Regierung zur Förderung von Familien wollen Frauen in Singapur einfach nicht genügend Kinder bekommen. Damit teilt der Stadtstaat das Schicksal vieler anderer Länder in der entwickelten Welt.
Die Ende Februar in Singapur bekannt gegebene Zahl liegt unter dem bisherigen Tiefststand von 1,1 im Jahr 2020. Damit bekommen die Singapurer weniger Kinder als die Japaner.
Die Geburtenrate bezieht sich auf die durchschnittliche Anzahl der Lebendgeburten, die eine Frau während ihrer reproduktiven Jahre hat.
Indranee Rajah, Ministerin im Büro des Premierministers, erklärte vor einem Parlamentsausschuss, dass die sinkende Geburtenrate darauf zurückzuführen sei, dass die Menschen später heiraten und Eltern sich gleichzeitig um ältere Familienmitglieder kümmern, da die Bevölkerung immer älter wird.
Der Rückgang sei auch teilweise auf das Jahr des Tigers „im Mondkalender zurückzuführen, das bei den Chinesen im Allgemeinen mit niedrigeren Geburtenzahlen verbunden ist“, so die Ministerin.
Kritiker verweisen jedoch auf die hohen Lebenshaltungskosten in dem Stadtstaat als tiefere Ursache.
Etwa 80 Prozent der Singapurer leben in Sozialwohnungen, die vom Housing & Development Board (HDB) verwaltet werden. Die Preise für diese Wohnungen steigen immer weiter, was dazu beiträgt, dass Paare länger warten, um zu heiraten und eine Familie zu gründen.
In ihrem Haushaltsentwurf forderte die Regierung eine höhere Barauszahlung bei der Geburt, eine Verdoppelung des Elternurlaubs für Väter und eine stärkere Unterstützung für den Erwerb von HDB-Wohnungen.
Nach Angaben der Vereinten Nationen gilt eine Gesamtfruchtbarkeitsrate von 2,1 als gesundes „Reproduktionsniveau“. Das ist die durchschnittliche Anzahl der Kinder, die eine Frau haben müsste, damit die Bevölkerung nicht schrumpft. Bei dem Wert von 2,1 ist garantiert, dass genügend Mädchen geboren werden, die bis zum gebärfähigen Alter überleben.
Singapur ist nicht die einzige asiatische Volkswirtschaft, die mit demographischem Gegenwind zu kämpfen hat.
Die Gesamtfruchtbarkeitsrate Südkoreas fiel im vergangenen Jahr auf einen neuen Tiefstand von 0,78 und ist damit die niedrigste unter den 38 Mitgliedern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
In Japan, das im Jahr 2021 eine Geburtenrate von 1,3 hatte, hat die Regierung von Premierminister Fumio Kishida versprochen, das Budget für die Unterstützung der Kindererziehung zu erhöhen.
Nicht zuletzt greift immer eine alte Binsenweisheit: Je besser es den Menschen geht, desto weniger Kinder bekommen sie.
Das beste Beispiel hierfür ist China: Als die Chinesen sich explosionsartig vermehrten, führte die damalige Regierung die sogenannte Ein-Kind-Politik ein. Die wurde vor geraumer Zeit aufgegeben, weil sich das Blatt gewendet hat: Die chinesische Gesellschaft ist so wohlhabend geworden, dass sie kaum noch an Kinderkriegen denkt. Jetzt fördert die chinesische Regierung Familien mit Hilfe entsprechender Programme.