
„Cash Truck“ (USA 2021) und „Cash Truck“ (Frankreich 2004) im Vergleich. Ich vergleiche hier das Remake mit dem Original. Das geht leider nur, wenn man ein paar Einzelheiten nennt.
Aus diesem Grund gibt es einige wenige SPOILER, die sich nicht vermeiden lassen. Daher ACHTUNG, wer den einen oder anderen Film – oder beide im Vergleich – sehen will.
Cash Truck (USA 2021)
Den Originaltitel „Wrath of Man“ würde ich mit „Zorn eines Mannes“ übersetzen. Das finde ich schon mal sehr interessant. Das Wort „Zorn“ wie in „Früchte des Zorns“ von John Steinbeck ist dem deutschen Publikum offenbar nicht zuzumuten.
Funktioniert es, wenn ein britischer Regisseur mit einem britischen Hauptdarsteller ein französisches Drehbuch in den USA verfilmt? Ja, das klappt gut, denn es werden alle Sehgewohnheiten des erwartungsvollen Publikums bedient.
Wenn man den Namen des Hauptdarstellers Jason Statham hört, weiß man sowieso schon, wie der Hase läuft. Und er schlägt diesmal auch keine unerwarteten Haken. Ich schrieb einmal über einen Film mit Statham, dass man beim Vorspann schon wisse, wie der Film ausgeht.
Statham ließ sich gleich am Anfang seiner Karriere in eine Schublade stecken, und in der scheint er es recht vergnüglich zu finden.
In Cash Truck folgt eine Actionszene nach der anderen. Die von Statham gespielte Figur war früher „natürlich“ in irgendeiner Spezialeinheit. Da weiß man, wie man tötet, und das geht auch leicht von der Hand.
In dem Film wird geschossen und geballert, dass es nur so kracht. Gefoltert wird auch. All das zur „Belustigung“ der Zuschauer.
Das Problem des Films ist meiner Meinung nach, dass man schon nach fünf Minuten weiß, wohin die Reise geht. Es ist eben ein Statham-Film.
Cash Truck (FRA 2004)
Das französische Original ist von Nicolas Boukhrief. Der Film heißt „Le Convoyeur“ (Der Geldtransportfahrer). Auf Deutsch wurde dann „Cash Truck“ daraus. Alles klar.
Tatsächlich ist das Original bis auf die Eckpunkte völlig anders. Hier reiht sich nicht Action an Action, sondern der Film ist eher das Psychogramm eines verzweifelten Mannes, der Rache nehmen will – aber noch nicht so recht weiß, wie er das anstellen soll.
Es dauert eine geschlagene halbe Stunde bis der Zuschauer erfährt, worum es überhaupt geht oder gehen könnte. Zuvor ist der Film eher eine Dokumentation über den Beruf des Geldtransportfahrers. Ein guter Schulungsfilm für Leute, die mit dem Gedanken spielen, den Job machen zu wollen.
Die Hauptfigur hat im Gegensatz zum Remake offenbar noch nie eine Waffe in der Hand gehalten. Besonders deutlich wird das, als er einmal beinahe einen bellenden Hund erschießt, weil er sich so erschreckt hat.
Eine der wichtigsten Abweichungen zwischen Original und Remake ist, dass im Remake die Bösewichter charakterisiert werden. Die und deren Beweggründe lernt man kennen. Na ja, was der Grund für den Überfall auf einen Geldtransporter sein könnte, weiß ich auch, wenn ich das nicht vorgekaut bekomme.
Beim Remake ist klar, wie das ausgeht, im Original keinesfalls. Im Remake wird kontinuierlich auf den Hollywood’schen Höhepunkt am Ende des Films hingearbeitet, weil man als Zuschauer quasi vorgewarnt wird. Hier weiß man, was auf einen zukommt, zumal man es im Rahmen der üblichen Sehgewohnheiten auch erwartet. Im Original kommt das alles sehr überraschend. Und das, was dann passiert, ist auch sehr Anti-Hollywood inszeniert.
Im Remake wird mit automatischen Waffen wild in der Gegend herum geballert, im Original ist die Action viel dreckiger.
Irgendwie musste ich an „Rashomon“ (1950) von Akira Kurosawa denken. In diesem Film wird eine Geschichte aus mehreren Blickwinkeln erzählt, und der Zuschauer darf sich aussuchen, welcher Version er Glauben schenken will. Was ist wahrscheinlicher? Dass „sauber“ mit Schusswaffen getötet wird? Oder dass Stühle und Schraubenzieher als Waffen herhalten, Ohren abgebissen und Menschen mit Blendgranaten geröstet werden?