
Es ist nicht so, dass ich mir anfangs eine Meinung bilde und diese dann für immer und ewig in Stein gemeißelt ist. Ich kann sehr wohl meine Meinung ändern, wenn mir Argumente vorgetragen werden, denen ich nichts entgegen zu setzen habe.
Bei Corona war es so. Als Medien zunächst noch zurückhaltend über diese „neuartige“ Krankheit berichteten, wurde ich bereits aufmerksam. Ich hatte das Gefühl, da kam noch etwas auf mich zu.
Und genau so war es auch. Allerdings nicht in dem Ausmaß oder in der Art und Weise, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Ich hatte anfangs wirklich Angst: Als Corona seinen Lauf nahm und immer mehr Medien darauf ansprangen. Aber gut, die waren natürlich froh, dass sie etwas zu berichten hatten. Da spielte es keine Rolle, dass das Infektionsgeschehen weit weg war.
Ich verfolgte ganz genau die Infektionszahlen. Zunächst Tag für Tag, später mehrmals pro Tag, schließlich stündlich. Auf einschlägigen Websites gab es ständig entsprechende Updates.
Nach den Zahlen kamen die Bilder. Leute gingen oder standen auf der Straße und fielen auf einmal um und regten sich nicht mehr. Das waren wohl die, die Glück hatten. Denn andere fielen um und zitterten sich zu Tode. Was um Gottes Willen war denn das für eine entsetzliche Killerseuche? Es folgten Bilder von Selbstmorden. Die Leute sprangen von Balkonen und Dächern. Warum taten sie das? Um sich nicht zu Tode zu zittern? War ein Fenstersprung ein besserer, ein schnellerer Tod als ein Zittertod?
Als die Killerseuche nach Europa kam, sah man Militärlastwagen, die Särge transportierten. Es war angsteinflößend.
Noch wurde behauptet, das sei alles weit weg, wir seien in unserem Land nicht betroffen.
Ich warnte vor Corona und sagte, die Infektion sei gefährlich. Ich stellte mir vor, wie wir uns alle zu Tode zitterten. Corona würde schnell kommen. Mit Flugzeugen. Wie konnte man in der modernen Zeit sagen, dass Corona oder irgendeine andere Infektionskrankheit weit weg war? Jetzt weit weg, in ein paar Stunden schon vor Ort.
Wer das laut sagte, galt als Regierungskritiker. Denn die Regierung behauptete, Corona sei weit weg und man solle nicht in Panik ausbrechen. Hinzu kam, dass man grundsätzlich rechts war (und immer noch ist), wenn man die Regierung kritisiert. Und wer rechts ist, der ist automatisch ein Klimaleugner. Und wer ein Klimaleugner ist, der ist automatisch – das Wort impliziert es – ein Holocaustleugner.
So fand ich mich, Spross einer sozialdemokratischen Familie, eines schönen Morgens in der rechtsradikalen Ecke wieder, obwohl ich gar nichts getan hatte.
Die regierungstreuen Medien spotteten über die Leute, die vor Corona warnten. Sie wurden bezichtigt, Angst zu schüren und Panik zu verbreiten. Sie fanden die Idee lächerlich, Flüge einzustellen und Grenzen zu schließen, damit Corona nicht eingeschleppt wurde. Sie fanden die Idee lachhaft, Schnüffeltücher zu importieren, weil hier nun einmal hier ist und nicht sonst wo.
Es dauerte nicht lange, da änderte ich meine Meinung. Die umfallenden Menschen, die sich zu Tode zitterten, waren wohl fake – echt war dieses Schauspiel jedenfalls nicht. Zwar wurde am Ort des Corona-Ausbruchs innerhalb kürzester Zeit ein Krankenhaus gebaut, um die infizierten Menschen zu behandeln, doch die Todeszahlen stagnierten. Das provisorische Hospital konnte alsbald wieder abgerissen werden.
Dies sei, so die dortige Regierung, im Grunde nur dem Lockdown zu verdanken, den man über die gesamte Stadt verhängt hatte. Und Lockdown – auf Deutsch: Menschen einsperren – bedeutete, dort alles zu schließen. Eine Millionenmetropole wurde abgeriegelt, die Menschen konnten ihre Häuser nicht mehr verlassen. Immerhin durften Lebensmittel bis an die Haustüren geliefert werden, sonst wären alle Einwohner verhungert.
Da war Corona aber schon längst in anderen Ländern. Das Virus raffte jedoch nicht die gesamte Bevölkerung dahin, eigentlich passierte gar nichts weiter. Viele Fälle, wenig Tote, alles schnell unter Kontrolle.
Da wurde mir klar, dass mit den Zahlen etwas nicht stimmte. Täglich wurden die neuen Fälle hinzuaddiert, aber erst dem Kleingedruckten konnte man die Zahl der Genesenen entnehmen. Die Zahl der Genesenen war ungleich höher als die Zahl der Infizierten oder Verstorbenen.
Schon nach kurzer Zeit wurde deutlich, dass es sich bei Corona um nichts anderes als eine Atemwegsinfektion handelte. Sicherlich konnte man ernsthaft erkranken, aber in den meisten Fällen überlebt man die Krankheit, die alles andere als eine Killerseuche ist. Und in noch mehr Fällen infizierte man sich gar nicht oder merkte es nicht, weil der Verlauf so harmlos war.
In diesem Moment legten die Regierungen der westlichen Welt, die immer gesagt hatten, so schlimm sei Corona doch gar nicht, eine 180-Grad-Wende hin.
Als ich zu der Erkenntnis kam, dass Corona eher harmlos war, hieß es seitens der Regierungen jetzt, Corona sei sehr gefährlich und man müsse Maßnahmen ergreifen, um die Verbreitung zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen.
Westliche Zivilisationen, die immer stolz auf ihr demokratisches System gewesen waren, verabschiedeten sich von der Demokratie und gingen denselben Weg wie totalitäre Staaten.