
Ein beschlagnahmter Privatjet, Sportwagen, Drogen und palastartige Villen: Die Beute aus Verbrechen mutmaßlicher chinesischer Gangster mit Sitz in Thailand wirft peinliche Fragen auf. Zum Beispiel, wie ausländische Kriminelle Millionen von Dollar an illegalem Geld ungehindert durch das Königreich geschleust haben.
Der Skandal begann sich Ende Oktober 2022 zu entfalten, als bei einer landesweiten Drogenbekämpfungsaktion der thailändischen Polizei ein riesiges illegales Nachtlokal ausgehoben wurde. Es nannte sich Jinling und verbarg sich hinter einer Autowaschanlage in Bangkoks Geschäftsviertel Sathorn.
In diesem Nachtlokal wurde eine nahezu exklusive chinesische Kundschaft bedient, die in Karaoke-Räumen, die die ganze Nacht hindurch betrieben wurden, Ketamin und andere Partydrogen konsumierte. Gäste konnten dort sogar nicht konsumierten Drogen für die nächste große Sause aufbewahren lassen.
Bei ähnlichen Razzien wurden im Seebad Pattaya auch Hinweise gefunden, wonach mehrere mutmaßliche chinesische Kriminelle über ein Netz von thailändischen Strohmännern mit den Behörden verbunden sind, die diese Nachtlokale nicht bemerkt haben wollen, obwohl sich dort jede Nacht Tausende Gäste vergnügten.
Bei Razzien in den folgenden Wochen wurde eine beeindruckende Liste von Vermögenswerten entdeckt, die aus diesen illegalen Nachtlokalen stammten. Darunter eine Villa im Wert von über 170 Millionen Baht, Sportwagen, Bargeld in Millionenhöhe und Vorräte an Yaba – vermutlich Nachschub für die Nachtclubs. Die Droge war in Luxuswohnungen in Bangkok versteckt worden.
Seither wurden fünf mutmaßliche chinesische Bandenmitglieder verhaftet, die mit Studentenvisa und gefälschten thailändischen Identitäten kriminelle Geschäfte betrieben. Ein Anfang November 2022 verhafteter mutmaßlicher Rädelsführer besaß sogar ein nachgemachtes Botschaftsfahrzeug und eine Polizeieskorte.
Ein Verdächtiger steht jedoch besonders im Rampenlicht: Tu Hao, auch bekannt als Chainat Kornchayanan.
Der chinesische Staatsangehörige mit thailändischer Staatsbürgerschaft hat sich im November letzten Jahres der Polizei gestellt. Er bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Drogen- und Geldwäsche.
„Tu Hao ist mit der Nichte von Polizeigeneral Pracha Promnok [einem ehemaligen Justizminister] verheiratet“, erklärte ein Polizeisprecher. „Es ist also ganz natürlich, dass er viele Polizisten und ehemalige Minister kennt, das ist kein Geheimnis.“
Weihnachten verhaftete die Polizei auch die Ehefrau. Von der Kollegin erhofft man sich wertvolle Hinweise auf die Machenschaften der chinesischen Mafia.
Die Polizei will auch herausfinden, welche lokalen Beamten den Chinesen geholfen haben, thailändische Personalausweise zu bekommen.
Bei Tu Hao wurde bisher ein Vermögen von mehr als fünf Milliarden Baht beschlagnahmt, darunter ein Privatjet, ein Grundstück und drei Villen.
Null-Dollar-Milliardär
Tu Hao ist ein angeblicher Pionier des sogenannten „Null-Dollar“-Tourismus, der in den Jahren vor Corona chinesische Besucher in Scharen nach Thailand brachte. Das Konzept ließ die Zahl der chinesischen Besucher in wenigen Jahren auf einen Rekord von rund zehn Millionen ansteigen, brach aber 2018 zusammen, nachdem bei einem Sturm eine Fähre vor Phuket gesunken war. Zahlreiche chinesische Touristen waren ums Leben gekommen.
Das Unglück enthüllte ein Geschäftsmodell, das auf billigen Pauschalreisen basierte, bei denen das Geld in einem geschlossenen Kreislauf chinesischer Unternehmen ausgegeben wurde. Nur wenig blieb auf thailändischem Boden zurück.
„Diese Leute sind zu mächtig“, sagte ein erfahrener Reiseleiter in Pattaya, einem der Hauptzielgebiete der Null-Dollar-Touren. „Sie mögen jetzt verhaftet worden sein, aber wenn man die Sache nicht ernst nimmt und weiter verfolgt, befürchte ich, dass sie bald wieder freigelassen werden.“
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