
Seit der Entkriminalisierung im Juni 2022 sind in den Städten Thailands Cannabisgeschäfte wie Pilze aus dem Boden geschossen. Doch einige politische Parteien wollen eine strengere Regulierung durchsetzen.
Monate nachdem Thailand als erstes asiatisches Land Cannabis entkriminalisiert hat, verändern Marihuana-Geschäfte bereits das Stadtbild. Neonschilder mit Cannabisblättern sind jetzt ein alltäglicher Anblick in ganz Thailand. Die Droge sickert in alles ein: von Lebensmitteln über Getränke bis hin zu Kosmetika. Gefördert durch das Versprechen, der „Gras-Tourismus“ bringe hohe Einnahmen.
Trotz des schnellen Wachstums befindet sich die thailändische Cannabisindustrie auf einer politischen Gratwanderung. Die Unternehmen operieren derzeit in einer Grauzone, da die Droge entkriminalisiert wurde, bevor sich die Gesetzgeber auf eine Regelung für die Branche einigen konnten.
Wachsende gesellschaftliche Bedenken über die Auswirkungen der Legalisierung drohen eine Branche zurückzudrängen, deren Wert bis 2025 auf eine Milliarde Euro geschätzt wird.
„Hier geht es nur noch um Politik. Die Regierung ist so weit gekommen, aber jetzt wollen die Koalitionsparteien wieder zurückrudern“, sagte Rattapon Sanrak, Gründer einer Cannabis-Lobbygruppe, die das Highland Café, eine Apotheke im Bangkoker Stadtteil Lat Phrao, betreibt. „Eine erneute Kriminalisierung würde alles wieder in den Untergrund drängen, und Unternehmer, die sich nach dem Gesetz richten, wären dazu nicht in der Lage.“
Es wird erwartet, dass die Gesetzgeber die Debatte über den Entwurf eines Cannabisgesetzes, das der Regierung mehr Kontrolle über die Branche geben sollte, bereits in Kürze wieder aufnehmen.
Der Gesetzesentwurf war ins Stocken geraten, nachdem mehrere Abgeordnete im letzten September dafür gestimmt hatten, ihn aus der Debatte zurückzuziehen, weil sie der Meinung waren, dass er beim Verbot des Freizeitkonsums von Marihuana nicht weit genug ginge.
Die Regierung hat seit Juni 2022 wiederholt erklärt, dass die Entkriminalisierung auf die medizinische und kommerzielle Verwendung von Marihuana abzielt und nicht auf den Freizeitkonsum.
Obwohl der Gesetzentwurf das Rauchen in der Öffentlichkeit nicht direkt verbietet, heißt es, dass das Anzünden (eines Joints) in der Öffentlichkeit verboten wird. Zu den weiteren Einschränkungen gehören das Verbot, in der Öffentlichkeit unangenehme Gerüche zu verursachen, der Verkauf von Cannabis an Schwangere oder Personen unter 20 Jahren sowie kommerzielle Werbung.
Die Rechtsunsicherheit lässt Cannabiskonsumenten und -unternehmer befürchten, dass sie einen heftigen Kampf gegen Politiker führen müssen, die hoffen, die Entkriminalisierung mit Hilfe von Gruppen der Zivilgesellschaft rückgängig machen zu können.
So haben viele Akademiker und Ärzte gefordert, Cannabis wieder als Betäubungsmittel einzustufen. Ein Netzwerk von Schülern, Eltern und Lehrern mit einer Petition, die mehr als 15 000 Unterschriften trägt, hat diese Forderung noch verstärkt.
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