
In Pattaya gibt es jetzt mehr als 200 völlig legale Einzelhandelsgeschäfte, deren Hauptzweck der Verkauf des jetzt entkriminalisierten Marihuanas ist.
Man kann es in bester oder mittlerer Qualität kaufen, pur oder in Joints und als Zusatz zu Speisen und Getränken. Es wird in den entsprechenden Läden auch Zubehör wie Zigarettenpapier und Bongs angeboten.
Da in Thailand Dienstleistungen groß geschrieben werden, kann man sich natürlich das Ganze auch rund um die Uhr nach Hause liefern lassen. Wenn Sie dachten, dass der Pizzabote heutzutage nur Teig und Tomatensoße bringt, dann irren Sie sich.
Am oberen Ende des Marktes befinden sich schicke Lokale mit elegantem Interieur und verlockenden Namen wie High Siam, Canna Beach, The Old Weed Man oder Stoners Corner. Aber es gibt auch eine wachsende Zahl von Einzelgeschäften, einschließlich Tante-Emma-Läden, deren Besitzer meinen, dass der Verkauf von Ganja mehr Umsatz verspricht als der Versuch, auf dem traditionellen Lebensmittelmarkt mit Ketten wie Big C oder Lotus zu konkurrieren. Nachts gibt es in beliebten Touristenvierteln wie beispielsweise der Walking Street auch mobile Verkaufsstände.
Wenn Pattaya seinen Ruf als „Sin City“ aufgebaut hat, könnte der neue Name „Pot City“ lauten, was sicherlich auch an der rechtlichen Grauzone liegt. Obwohl der Verkauf von Gras an Personen unter 20 Jahren oder an schwangere und stillende Frauen ein klares Verbot darstellt, kann das Rauchen in der Öffentlichkeit nur aufgrund von Belästigungsgesetzen geahndet werden und setzt voraus, dass sich jemand tatsächlich beschwert.
Ein auf den Weg gebrachtes neues Betäubungsmittelgesetz ist noch nicht verabschiedet. Dieses wird möglicherweise den Konsum von Gras in der Öffentlichkeit deutlich einschränken – vielleicht aber auch nicht. Wer weiß das schon. In der Zwischenzeit ist in den meisten offiziellen Gebäuden wie dem Polizeirevier oder dem Rathaus das Kiffen ebenso verboten wie das Zigarettenrauchen.
In Schulen natürlich auch. Es gibt aber Beschwerden, und das gar nicht so selten, dass Kinder und Jugendliche bekifft in die Schule kommen und sich während des Unterrichts schier totlachen wollen. Eltern und Lehrer können daher über die Freigabe von Marihuana nur den Kopf schütteln.
So haben die Gegner der Kiffer-Cafés auch nicht ganz aufgegeben. Ein Mann, der in der Walking Street Gras verkaufte, wurde kürzlich von einem verärgerten Kunden angegriffen, der behauptete, er habe nicht gewusst, was es mit „gorilla glue“ (Gorillakleber) und „sour diesel“ (Sauerdiesel) auf sich habe. Nach einer kleinen Kostprobe hatte d Kunde sich übergeben müssen und wechselte anschließend in den Angriffsmodus über.
Eine Touristin wurde ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem sie nach dem Verzehr von Karamellpopcorn über ein unangenehmes Engegefühl in der Brust geklagt hatte. Doch es stellte sich heraus, dass ihr BH die Ursache für die Beschwerden war.
Eine Gruppe taiwanesischer Besucher war nach einer Minibustour durch den Discovery Park sehr enttäuscht, weil sich herausstellte, dass sie Felder mit Ganjapflanzen und ein Pflanzenmuseum besuchten und nicht die prähistorischen Monster sahen, von denen man ihnen gesagt hatte, dass diese dort lebten.
Das gesamte Ganja-Geschäft ist ebenso politisch wie freizeitbezogen. Die Bhumjaithai-Partei unter der Führung des ehrgeizigen Gesundheitsministers Anutin Charnvirakul, der gern Premierminister werden würde, hat die Entkriminalisierung im Parlament durchgesetzt, um die Popularität der Partei bei den thailändischen Wählern zu steigern und das Einkommen der Bürger zu erhöhen, die Marihuana anbauen und zu medizinischen Zwecken verkaufen wollen.
Diese Strategie ist aufgegangen. Nach den nächsten Wahlen, die in diesem Jahr stattfinden werden, könnte die Partei durchaus den neuen Premierminister stellen. Das wäre dann Anutin.