
Die fehlende Achtung vor dem Gesetz, die bei einer Razzia in dem in Pattaya beliebten Club One zutage trat, ist schlichtweg schockierend.
Nicht nur, dass der Betreiber das Lokal über die gesetzlich erlaubten Zeiten hinaus geöffnet hielt und alkoholische Getränke ohne Lizenz verkaufte, sondern bei einigen der Gäste auch der Konsum von Betäubungsmitteln festgestellt wurde.
Ein Videoclip, der inzwischen viral gegangen ist, zeigt Nitipat C., einen der Geschäftsführer des Lokals, der die Polizei anschreit, weil sie wagte, an einem Sonntagmorgen um drei Uhr früh eine Razzia in dem Lokal im Bezirk Bang Lamung durchzuführen.
Anstatt sich zu entschuldigen oder irgendeine Form von Reue zu zeigen, brüllte er den Beamten entgegen: „Ich habe 100 Millionen Baht investiert … Mit welcher Berechtigung kommen Sie, um mich zu verhaften? Ich bin unschuldig. Warum kommt der Gouverneur nicht hierher, um sich selbst ein Bild zu machen?“
Eine solch dreiste Reaktion wirft die Frage auf: Wie konnten die örtliche Polizei und die Beamten es zulassen, dass die Situation derartig ausartete, dass der Pubbesitzer glaubte, er könne sich so offen über das Gesetz hinwegsetzen?
Während Nitipat mit der Faust fuchtelte, drängten drei Angestellte Berichten zufolge die 200 Gäste, darunter auch ausländische Touristen, die Aufforderung der Beamten zur Durchführung von Urintests zu ignorieren und schnell vom Ort des Geschehens zu verschwinden. Die Polizisten wurden daraufhin von der schieren Anzahl der Gäste schlichtweg überrannt.
Am nächsten Tag entschuldigten sich Nitipat und Bank W., ein weiterer Geschäftsführer des Pubs, öffentlich.
„Es tut mir sehr leid, dass meine unbedachten Äußerungen den Ruf des Gouverneurs und von hochrangigen Polizeibeamten beschädigt haben. Ich war sehr betrunken“, sagte Nitipat.
Ein Sprecher des nationalen Polizeichefs teilte den Medien mit, Nitipat sei wegen Geldwäsche und Drogenbesitzes festgenommen und gegen Hinterlegung einer Kaution wieder freigelassen worden. Die Polizei untersuche, ob der Pub und seine Führungskräfte mit einer illegalen Glücksspiel-Website in Verbindung stünden, die chinesischen Investoren gehöre.
Unabhängig vom Ausgang der Ermittlungen wirft der Fall ein Schlaglicht auf die Unterwelt von Chonburi, in der viele Unternehmen scheinbar nonchalant das Gesetz beugen und brechen.
Es gibt Anschuldigungen, wonach Beamte routinemäßig „Trinkgeld“ als Gegenleistung dafür erhalten, dass sie bei solchem Verhalten ein Auge zudrücken.
Leider hat sich dieser Vorwürfe erhärtet. Es tauchte ein Zettel auf, auf dem handschriftlich Summen vermerkt sind, bei denen es sich um Bestechungsgelder an die Polizei handeln soll.
Das alles erinnert an die Razzia in dem Bangkoker Massagesalon Natalie. Dort war in allen Details schriftlich niedergelegt worden, wie viel Geld wann an wen bezahlt worden ist. Im weiteren Verlauf der Natalie-Ermittlungen war von den an die Polizei bezahlten „Trinkgeldern“ komischerweise nie mehr die Rede.
Im August führte ein Brand in dem illegal umgebauten Pub Mountain B im Bezirk Sattahip zu zahlreichen Toten und Verletzten. Auch hier soll ein örtlicher Beamter die illegalen Bauarbeiten „ignoriert“ haben.
Im Juli 2021 ermordete Somchai „Longjoo“ Jutikitdecha, der als „Glücksspiel-König der Ostregion“ bezeichnet wird, in Pattaya einen Motorradtaxifahrer. Somchai war bereits im Jahr 2020 verhaftet worden, weil er eine Spielhölle eröffnet hatte, die zu einer Reihe von Corona-Fällen in der Provinz Rayong führte. Ferner wurde er der Geldwäsche verdächtigt.
Seinetwegen ist es zu verdanken, dass in Chonburi ein Casino nach dem anderen entweder freiwillig aufgab oder nach Razzien zwangsweise geschlossen wurde.
Erst jetzt scheint sich die illegale Casino-Szene wieder zu erholen. Das liegt natürlich auch daran, dass die Strafverfolgungsbehörden diese Mafiosi nicht zur Rechenschaft ziehen, die von einigen Lokalpolitikern gedeckt werden.
Im jüngsten Fall hat der nationale Polizeichef Berichten zufolge ein Spezialteam entsandt, um den Fall zu untersuchen und alle relevanten Geldtransaktionen aufzuspüren.
Die Öffentlichkeit kann nur hoffen, dass die Polizei diesmal sowohl die Drahtzieher als auch die korrupten Beamten fasst.