
Dem von Behördenvertretern ermordeten Karen-Aktivisten Porlajee „Billy“ Rakchongcharoen und seiner Familie soll Gerechtigkeit widerfahren.
Ein erster großer Schritt in diese Richtung ist die Entscheidung der Generalstaatsanwaltschaft (OAG), gegen den ehemaligen Leiter des Nationalparks Kaeng Krachan, Chaiwat Limlikhit-aksorn, und seine drei Untergebenen Anklage wegen vorsätzlichen Mordes, Freiheitsberaubung, Nötigung und Verstecken einer Leiche zu erheben.
Lob gebührt den Beamten der Abteilung für Sonderermittlungen für ihre unermüdlichen Bemühungen, das mysteriöse Verschwinden von Billy aufzuklären. Die Ermittler fanden schließlich im September 2019 ein Ölfass auf dem Grund eines Baches in der Nähe einer Hängebrücke im Park. In dem Fass befanden sich verkohlte menschliche Überreste.
Beamte des Zentralinstituts für forensische Wissenschaft (CIFS) sollten auch für ihren Erfolg bei der Extraktion von DNS-Spuren aus einem kleinen Fragment eines menschlichen Schädels, das in dem Ölfass gefunden wurde, gelobt werden, das mit einer DNS-Probe von Billys Mutter übereinstimmte.
Die Übereinstimmung der DNS-Proben war das letzte Puzzleteil, das es der OAG ermöglichte, Anklage zu erheben, weil nun bewiesen war, dass ein Verbrechen begangen worden war. Mit anderen Worten: Die Befürchtungen, dass Billy ermordet worden war, wurden bestätigt.
Aber der Fall war eine harte Nuss, und es gibt außer den vier Verdächtigen nur wenige Zeugen, die bereit sind, über die Umstände des Verschwindens und die Ermordung des Karen-Aktivisten auszusagen.
Das Opfer wurde zuletzt am 17. April 2014 im Gewahrsam der Parkverwaltung gesehen. Die vier Angeklagten behaupten, sie hätten das Opfer freigelassen, nachdem sie es wegen des Verdachts des Sammelns von wildem Honig im Parkgebiet vorübergehend zur Vernehmung festgehalten hatten.
Der Prozess wird sich, wenn er alle drei Instanzen durchläuft, wahrscheinlich über mehrere Jahre hinziehen. Angesichts des Interesses, das Menschenrechtsorganisationen im In- und Ausland an diesem Fall haben, ist zu hoffen, dass das Gericht dafür sorgt, dass der Prozess zügig und ohne die Hindernisse und Langsamkeit abläuft, die in den vergangenen Jahren die Verfolgung von Urteilen in ähnlichen Fällen beeinträchtigt haben.
Dies wird ein Testfall dafür sein, ob die thailändische Justiz in der Lage ist, die Verantwortung für diese Art von Straftaten zu übernehmen. Seit 1980 gibt es mehr als 80 Fälle. Keiner wurde vor Gericht verhandelt, weil die Leichen der Opfer nie gefunden wurden und nicht bewiesen werden konnte, dass ein Verbrechen begangen wurde, schon gar nicht eines von solch schwerwiegender Natur.
Nehmen wir den Fall des Anti-Establishment-Aktivisten Wanchalearm Satsaksit, der Berichten zufolge am 4. Juni 2020 vor seinem Hotel in Phnom Penh entführt wurde. Seitdem wurde er nicht mehr gesehen, und die thailändischen Behörden zeigten sich bisweilen wenig erpicht darauf, die Hintermänner seiner Entführung zu finden.
Thailand wurde von internationalen Menschenrechtsorganisationen für die Verabschiedung eines ersten Gesetzes gegen Folter und Verschwindenlassen gelobt. Der Gesetzentwurf wurde vom Oberhaus gebilligt und an das Parlament weitergeleitet, das diesem zustimmte. Die Ausarbeitung dieses Gesetzes hat 16 Jahre gedauert. Weitere fünf Jahre wurde über den Entwurf beraten. Es gleicht beinahe einem Wunder, dass es jetzt verkündet wurde.
Doch Gesetze allein reichen nicht aus. Um das Land von dieseb abscheulichen Verbrechen zu befreien, muss die Justiz für Billy Gerechtigkeit walten lassen.