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Die Filmkritik

Die Filmkritik

Licorice Pizza (USA 2021)

In dem neuen Film von P.T. Anderson geht es um einen Teenager, 15 Jahre alt, der ein Mädchen, ca. zehn Jahre älter, mit unglaublich scharfen Beinen gern näher kennenlernen würde.

Da könnte man ja genauso gut eine Frau, die einen Kopf größer ist als man selbst, fragen, ob sie mit einem ausgehen will.

Es folgt eine völlig verrückte Achterbahnfahrt über Gefühl und Verstand, Jobs, das Leben in Kalifornien, die Unterhaltungsbranche, das Erwachsenwerden und das Leben Anfang der 70er Jahre.

Die damalige Ölkrise spielt auch eine Rolle – unfreiwillig ein Bezug auf die heutige Zeit – und da dachte ich, in 50 Jahren, so um 2070, wird es Filme über die heutige Zeit geben – und da werden noch ein paar 100-Jährige leben, die sich vielleicht noch erinnern, wie es damals (also jetzt) gewesen war.

Die männliche Hauptrolle spielt Cooper Hoffman, Sohn von Philip Seymour Hoffman. Der Sohn will eigentlich gar kein Schauspieler sein, aber P.T. Anderson überredete ihn, in dem Film mitzuspielen, weil Papa Hoffman so oft in Anderson-Filmen mitgemacht hat.

Der Titel: auf Deutsch „Lakritz-Pizza“ In den USA ist/war das Slang für Langspielplatte. Die Musik, die in diesem Film zu hören ist, stammt natürlich aus den 70ern, und Fans dieses Jahrzehnts werden vor Begeisterung Purzelbäume schlagen.

Überhaupt scheinen Filme mit Jugenderinnerungen an „die gute alte Zeit“ offenbar Mode zu sein.

Apollo 10 ½ (USA 2022)

In dem Rotoskopie-Animationsfilm von Richard Linklater geht es um einen Jugendlichen, dessen Vater bei der NASA einen eher unbedeutenden Posten hat. Nicht zuletzt deshalb träumt der Teenager davon, der erste Mensch auf dem Mond zu sein.

Dieses Traum-Dingens ist aber nur zweitrangig, denn es geht in erster Linie darum, wie es war, Ende der 60er Jahre aufzuwachsen. Wie das Leben war, was man gegessen hat, welche Freunde man hatte, welche Fernsehserien man sah, welche Spiele man spielte, welches Eis man gern aß, wohin man Ausflüge machte und vor allem, welche Musik angesagt war.

Wer die Zeit mitgemacht hat, wird sich an so einiges erinnern, und wer jünger ist, bekommt einen guten Eindruck davon, wie das Leben als junger „Boomer“ so war. (Ja, wir waren einmal Teenager, auch wenn ihr euch das genauso wenig vorstellen könnt, wie die unausweichliche Tatsache, dass ihr eines Tages alt sein werdet.)

The French Dispatch (USA 2021)

Die Filme von Wes Anderson sind alle verrückt, durchgeknallt und voller Absurditäten.

Es spielen meist dieselben Schauspieler mit, allen voran Billy Murray, Adrien Brody und Owen Wilson.

In „The Darjeeling Limited“ hat Bill Murray nicht mitgespielt. Er kommt zu spät zum Zug. Er rennt hinter dem Zug her und wird dabei von Adrien Brody überholt, der den Zug noch bekommt. Adrien Brody spielt in dem Film mit, Bill Murray nicht, weil er den Zug verpasst.

Das muss man gesehen haben, um es zu glauben.

Diese Anfangssequenz ist vielleicht das beste Beispiel für die Absurditäten in den Filmen von Wes Anderson.

Ich habe gedacht, dass sich Anderson nach „Grand Budapest Hotel“ nicht mehr übertreffen kann, was das betrifft. Es geht aber immer noch einen Zacken schärfer. In seinem neuen Film hat er sich selbst übertroffen.

In dem Film geht es um eine Zeitungsbeilage mit dem Namen „The French Dispatch“. Drei Journalisten bekommen vom Chefredakteur den Auftrag, eine typisch französische Geschichte zu schreiben.

Woran denkt man bei Frankreich? Gemälde, vor allem Expressionismus, Französische Revolution bzw. 68er-Studentenunruhen und Essen. Die drei Geschichten, die erzählt werden, drehen sich aber nicht nur um diese Themen, sondern haben einen doppelten Boden. Es geht nicht zuletzt um die Journalisten, die die Geschichten erzählen und in die Ereignisse, über die sie berichten, verwickelt waren.

Herausgekommen ist der bislang typischste Film von Wes Anderson. Man kann das alles nicht erzählen. Man muss selbst sehen, was hier an Absurditäten in unterschiedlichen Stilen (auch Zeichentrick), Bildformaten, Sprachen und in Farbe oder schwarzweiß geboten wird.

Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass der Film auch mit einer Reihe von bekannten Schauspielern aufwartet, die kleine und kleinste Rollen spielen. Das macht wirklich Spaß.

Post source : JC

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