
Es ist schon komisch, an welchen merkwürdigen Kleinigkeiten man eine Zivilisation festmachen kann. Und das gilt nicht nur für eine Region, sondern scheint länderübergreifend zu sein.
Da gab es dieses Gerücht, dass es in Kürze einen Lockdown geben werde. Dieses Gerücht wurde von der Regierung vehement dementiert. Ein paar Tage später kam der Lockdown.
Erst hatte die Regierung behauptet, Corona sei weit weg, und selbst wenn die Krankheit ins Land käme, bestünde keine Gefahr, denn sie sei harmlos. Dann sagte die Regierung, die Krankheit sei gefährlich. Dann sagte sie, es gäbe keinen Grund für einen Lockdown. Und dann sagte sie, jetzt komme der Lockdown. Wer dieser Regierung – oder irgendeiner anderen – noch irgendetwas glaubte, der war entweder weltfremd, glaubte gern an Märchen oder war schlichtweg mit dem Klammerbeutel gepudert.
Es wurde alles dicht gemacht. Nachdem vieles – aber nicht alles – wieder geöffnet wurde, stellten sich Politiker hin und sagten, mit dem jetzigen Wissen würde man keinen Lockdown mehr verkünden. Darauf folgte der nächste Lockdown.
Vom Lockdown ausgenommen blieben Supermärkte. Das war auch logisch, denn wie hätten die Menschen sonst einkaufen können? Die Supermärkte blieben also offen. Und die Kassiererinnen kamen täglich mit Hunderten, wenn nicht Tausenden Menschen in Berührung. Wenn denn die Krankheit so krass gefährlich war, wie alle sagten, müssten die Kassiererinnen in dem Supermarkt, in dem ich immer einkaufen ging, schon längst alle gestorben sein. Sind sie aber nicht. Sie waren bis zuletzt putzmunter und quicklebendig.
Als ich mir das klar machte, dämmerte mir langsam, dass an dem offiziellen Narrativ etwas nicht stimmte.
Nachdem Tierärzte und Humanmediziner sowie Virologen und Politiker vor der Krankheit gewarnt hatten, machten sich die Leute auf das denkbar Schlimmste gefasst. Manche lagen nachts im Bett und dachten: „Hoffentlich bekomme ich die Krankheit nicht. Wenn ich sie bekomme, werde ich jämmerlich ersticken!“
Ähnlich erging es unzähligen Kindern. Vor allem die Kleinen lebten in unbändiger Angst.
Die Angst regierte das Land, um nicht zu sagen die Welt. Ich recherchierte im Internet über schreckliche Infektionskrankheiten. Als erstes fiel allen immer Ebola ein. Mir auch. Das Schlimme an Ebola war, dass diese Infektionskrankheit ziemlich tödlich war. Allerdings tötete Ebola so schnell, dass sich die Infektionen kaum ausbreiten konnten. Die Leute starben zu schnell als dass sie viele andere Menschen anstecken konnten. Doch das konnte nicht im Sinne eines Virus sein. Denn das hat eigentlich vor, lange zu leben und so viele Menschen wie möglich zu befallen.
Das nächste Beispiel, das mir einfiel, war die Pest. Dem Schwarzen Tod fiel in Europa etwa ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer. Das war natürlich nicht nur das Virus allein, es gab auch andere Faktoren wie beispielsweise die mangelnde Hygiene oder die durch Krieg und Hungersnöte geschwächte Bevölkerung. Ähnliches war auch bei der Spanischen Grippe zu beobachten, die nach dem Ersten Weltkrieg wütete.
Die Pest raffte ein Drittel der Bevölkerung dahin. Wenn ein Land neun Millionen Einwohner hatte, sterben drei Millionen. Bei einem Land mit 80 Millionen Einwohnern wären das 26 Millionen Tote gewesen. Man konnte sich anhand dieser Zahlen kaum vorstellen, wie sehr die Pest gewütet hatte. Da hatte es täglich sicherlich Tausende Tote gegeben, stellte ich mir vor. Die Leichen lagen auf den Straßen herum, weil die Leute nicht mehr damit nachkamen, sie wegzuräumen und weil es vermutlich nicht mehr genügend Menschen gab, diese Tätigkeit auszuüben. Die Leute dürften auch Angst gehabt haben, sich den Leichen zu nähern. So konnte sich die Infektion weiter ausbreiten. Ein Teufelskreis.
Als ich der Regierung und den die Politik beratenden Medizinern und Virologen lauschte, erwartete ich anfangs, dass die Krankheit 5000 Menschen pro Tag töten würde.
Das wäre das Ende der jetzt bekannten Zivilisation gewesen, keine Frage. Doch es kam ganz anders. Die westlichen Zivilisationen schien nicht an dem Erreger zugrunde zu gehen, sondern sie drohte aus den Fugen zu geraten, weil die Leute befürchteten, kein Klopapier mehr zu haben.
Was würde man in größeren Mengen hamstern, wenn der Tod an die Tür klopfte? Nicht etwa Obst und Gemüse, um die Gesundheit zu stärken und dem Sensenmann ein Schnippchen zu schlagen. Nein, die Leute kauften Nudeln und Fertiggerichte, sie kauften Desinfektionsmittel und – Klopapier.
Bald kursierten Bilder aus allen Regionen der westlichen Welt von leeren Regalen, in denen einst Toilettenpapier lag, das nun ausverkauft war. Bilder aus Europa, Nord- und Südamerika und Australien. Es gab Videos über Kunden in Geschäften, die sich mit anderen Kunden um die letzten Rollen Klopapier prügelten.
So also sah das Ende der westlichen Zivilisation aus. Das hätte ich vorher nicht gedacht.