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Inflation verschärft sich

Inflation verschärft sich

Der Hersteller von Mama-Instantnudeln teilte mir, dass die Produktionskosten erheblich gestiegen seien. So die Preise für Rohstoffe wie Weizenmehl und Palmöl in den letzten zwei Jahren um etwa 70 Prozent. Das Unternehmen hat die Einzelhandelspreise für Mama-Instantnudeln nach eigenen Angaben seit 14 Jahren nicht mehr erhöht.

Wirtschaftsminister Jurin Laksanawisit untersagte dem Hersteller jedoch eine Preiserhöhung, weil die Konsumenten bereits mit hohen Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben.

Die Mama-Instantnudeln waren in Thailand schon immer ein Indikator für den Verbraucherpreisindex. Werden Mama-Nudeln teurer, kann man sich auf einen Preisanstieg in allen Bereichen vorbereiten.

Die Wirtschaftslehre ist eindeutig. Einer Rezession geht immer eine Inflation voraus. Die Anleger denken ähnlich.

Eine kürzlich von Bloomberg durchgeführte Umfrage zeigt, dass 15 Prozent der Anleger mit dem Beginn einer US-Rezession im Jahr 2022, 48 Prozent im Jahr 2023, 21 Prozent im Jahr 2024 und 16 Prozent im Jahr 2025 oder später rechnen. Auch die Deutsch Bank glaubt, dass die US-Wirtschaft im Jahr 2023 in eine Rezession geraten könnte.

Einen ersten Hinweis könnte das I. Quartal des Jahres liefern: Da schrumpfte die US-Wirtschaft um 1,4 Prozent.

Die letzte Rezession erfasste die Welt 2008 nach der Bankenkrise. Diese Rezession endete erst, als die US-Regierung 1,5 Billionen US-Dollar in ein Bankenrettungs- und Konjunkturprogramm steckte.

Die Angst vor einer Rezession kehrt aufgrund der weltweit steigenden Inflation zurück. In den USA lag die Inflation im März bei 8,5 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit 1981. In der EU lag die Inflation sowohl im März als auch im April jeweils bei hohen 7,5 Prozent. In Thailand wird die Inflation für März mit 5,73 Prozent angegeben, im April waren es 4,65 Prozent.

Es wird fälschlicherweise angenommen, dass die Inflation im Jahr 2022 durch die hohen Ölpreise nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar verursacht wurde. Tatsache ist jedoch, dass der Inflationsdruck schon lange vorher entstanden ist. Die US-Verbraucherpreisinflation (CPI) lag im Dezember 2021 bei sieben Prozent, im Januar 2022 bei 7,5 Prozent und im Februar dieses Jahres bei 7,9 Prozent. Noch wichtiger ist, dass der US-Erzeugerpreisindex (PPI) im Februar bereits bei 10,3 Prozent lag. Daher fiel die Verbraucherpreisinflation im März – mit oder ohne die steigenden Ölpreise infolge der russischen Invasion – deutlich höher aus als im Februar.

Die Inflation wird durch ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage und durch panische Reaktionen auf die Angebots- und Nachfragesituation verursacht, beispielsweise durch Spekulation und Hamstern.

Die Hauptursache für die derzeitigen Inflationszahlen sind fehlende Investitionen in die Angebotsproduktion. Nehmen wir den Energiesektor als Beispiel: Die durchschnittlichen Rohölpreise lagen 2019, 2020 und 2021 bei 61,4 Dollar, 41,3 Dollar bzw. 69,1 Dollar pro Barrel. Bei derart niedrigen Preisen hatten die Ölproduzenten keinen Anreiz, neue Ölquellen zu erschließen und bestehende Bohrungen instand zu halten, was zu einem Rückgang der Produktionskapazität führte. Als sich die Nachfrage nach Corona wieder erholte, stiegen die Ölpreise im I. Quartal dieses Jahres auf 96,6 Dollar pro Barrel.

Selbst ohne den Krieg in der Ukraine würde der Weltölpreis aufgrund des Missverhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage im Jahr 2022 immer noch um die 100 Dollar pro Barrel liegen. Bei einem freiwilligen Embargo gegen russisches Öl könnten auf dem Weltmarkt in diesem Jahr 110 bis 120 Dollar pro Barrel als normaler Ölpreis angesehen werden.

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur wurden im April schätzungsweise 1,5 Millionen Barrel russisches Öl pro Tag von den internationalen Ölhändlern nicht abgenommen, und seit Mai gelangen aufgrund internationaler Sanktionen und der Selbstsanktionierung durch die Käufer fast drei Millionen Barrel pro Tag nicht auf den Weltmarkt. Ein großer Ölhändler sagte, dass sich die Ölpreise weltweit auf 150 Dollar pro Barrel zubewegen könnten.

Wladimir Putin kennt die Situation sehr gut und hat die russischen Ölgesellschaften angewiesen, neue Abnehmer in Asien zu finden. Derzeit kaufen Indien und China das russische Öl zu stark reduzierten Preisen auf. Doch so einfach, wie Putin sich das vorstellt, ist es nicht, denn der größte Teil des russischen Öls wird in Westsibirien gefördert, und der Transport nach Asien ist daher teuer. Das Öl eignet sich besser für Pipelines nach Europa. Asien erhält das auf der Insel Sachalin geförderte Öl, die sich in der Nähe von Japan und China befindet.

Andere Rohstoffe teilen ein ähnliches Schicksal wie Öl und Energieerzeugnisse. Die Rohstoffpreise sind in diesem Jahr um 50 Prozent gestiegen, der schnellste Anstieg seit 27 Jahren. Normalerweise gibt es eine Verzögerung von drei bis sechs Monaten, bevor sich steigende Materialkosten in höheren Verbraucherpreisen niederschlagen. Aus diesem Grund ist die Beobachtung der Erzeugerpreisindizes ebenso wichtig wie die der Verbraucherpreise. Der US-Erzeugerpreisindex für März lag bei 11,2 Prozent. Theoretisch könnten wir im Juni in den USA eine zweistellige Verbraucherpreisinflation erleben. Gleiches gilt für Deutschland.

In Thailand dürfte die Inflation ebenfalls hoch sein, da die Regierung keine schrittweise Anpassung der Produktpreise zulässt. Ein allmählicher Anstieg der Inflation würde es den Verbrauchern ermöglichen, ihre Nachfrage entsprechend anzupassen. Stattdessen kontrolliert die Regierung wie in einer kommunistischen Planwirtschaft die Preise für sogenannte „wichtige Produkte“. Derzeit gibt es 46 preiskontrollierte Produkte und sechs preiskontrollierte Dienstleistungen, die von Knoblauch bis Treibstoff reichen. Doch wenn die Preise nicht mehr kontrollierbar sind, wird es rund gehen.

Im März sind die Preise an der Tankstelle um 31,43 Prozent gestiegen. Lebensmittel haben sich um 6,3 Prozent verteuert. Doch was die thailändischen Verbraucher jetzt erleben, ist nur die Spitze des Eisbergs. Mitte des Jahres steht eine große Inflation bevor.

Was auf hohe Preise folgt, sind hohe Zinsen. Manche mögen argumentieren, dass die Welt aufgrund der hohen Preise in eine wirtschaftliche Rezession gerät, warum brauchen wir also Zinserhöhungen, die die wirtschaftliche Lage noch verschlimmern? Nun, hohe Zinssätze können eine wirtschaftliche Rezession tatsächlich verzögern und abmildern.

Wie am Anfang dieses Artikels erwähnt, glauben 48 Prozent der US-Anleger, dass es im Jahr 2023 zu einer Rezession kommen wird, während nur 15 Prozent davon ausgehen, dass sie in der zweiten Hälfte dieses Jahres eintreten wird.

Das hängt damit zusammen, dass die Fed (die US-Zentralbank) plant, die Zinssätze in diesem Jahr um einen Prozent anzuheben. Höhere Zinssätze würden die Inflation bremsen und eine Rezession in weitere Ferne rücken lassen.

Weder der geldpolitische Ausschuss noch die thailändische Zentralbank haben sich zu den Zinsaussichten Thailands geäußert. Sie haben jedoch erwähnt, dass die prognostizierte Inflation von 4,9 Prozent über dem akzeptablen Inflationsziel von einem bis drei Prozent liegt.

Wenn ich dem Ausschuss und der Bank einen Vorschlag machen darf, so ist es theoretisch richtig, die Zinssätze lieber jetzt als später zu erhöhen. Eine Hochpreissituation ist kein kurzfristiges Phänomen, wie es sich die Bank vielleicht vorstellt. Es handelt sich um ein grundsätzliches Problem der Angebotsverknappung aufgrund fehlender geeigneter Investitionen. Es wird mindestens ein Jahr, wahrscheinlich aber drei Jahre dauern, bis das Angebot die Nachfrage eingeholt hat.

Lawrence Summers, ehemaliger US-Finanzminister, sagte, es bestehe eine 80-prozentige Chance, dass die US-Wirtschaft im nächsten Jahr in eine Rezession abrutscht. Ich stimme ihm zu und möchte hinzufügen, dass auch die ganze Welt in eine Rezession geraten wird. Allerdings könnte Thailand aufgrund der Politik der thailändischen Zentralbank und der verzerrten Preiskontrollen der Regierung früher und stärker als andere Länder in eine wirtschaftliche Rezession geraten.

Post source : https://www.bangkokpost.com/opinion/opinion/2297822/expect-inflation-to-worsen-not-lessen

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