
Die Erzeugerpreise in Deutschland haben eine atemberaubende Teuerungsrate erreicht.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, lag die jährliche Erzeugerpreisinflation in Deutschland im März bei über 30 Prozent, im April bei 36,8 Prozent. Das ist der höchste Stand seit Beginn der Datenerhebung durch das Amt vor 73 Jahren.
Der Hauptverursacher? Die Energiepreise stiegen im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast 84 Prozent und im April um 104,1 Prozent!
„Hauptverantwortlich für den hohen Anstieg der Energiepreise waren die starken Preiserhöhungen bei Erdgas, das im Vergleich zum März 2021 um 144,8 Prozent gestiegen ist“, so das Statistische Bundesamt in einer Erklärung.
Dies ist eines der ersten Anzeichen für die enormen Auswirkungen, die Russlands Einmarsch in der Ukraine auf die deutsche Wirtschaft, die größte in Europa, hat. Allein zwischen Februar und März stiegen die Erzeugerpreise um fast fünf Prozent.
Die Verbraucher sollten sich jedenfalls darauf einstellen, dass alles deutlich teurer wird. Vermutlich ahnen sie gar nicht, was noch auf sie zukommt.
Die Inflation der Erzeugerpreise wirkt sich natürlich auf die Einzelhandelspreise aus, und die Käufer müssen damit rechnen, dass sie für alles, von Möbeln bis zu Fleisch, mehr ausgeben müssen – und zwar bis zu 30 Prozent. Denn den Erzeugern wird wohl nicht viel anderes übrig bleiben, als die gestiegenen Preise an die Verbraucher weiterzugeben.
Die deutsche Verbraucherpreisinflation hat bereits ein 41-Jahres-Hoch erreicht. Im Februar lag sie bei 7,3 Prozent, im März bei 7,4 Prozent.
Hauptverantwortlich dafür waren ebenfalls die Energiepreise, die im Vergleich zum Januar um fast 40 Prozent gestiegen sind.
Dass die wahre Inflation in Wirklichkeit viel höher ist als die angegebenen 7,4 Prozent, wissen Leute, die in den letzten Tagen und Wochen einmal in einen Supermarkt gegangen sind.
Wie in Thailand, so wird auch in Deutschland der Krieg in der Ukraine für die enormen Preissteigerungen verantwortlich gemacht. Doch dass die Energie wegen der gescheiterten Energiewende immer teurer wird und der Staat dann auch noch exorbitant hohe Steuern für diese Energie verlangt – Stichwort CO2-Abgabe – wird in den Berichten der Mainstream-Medien häufig nicht erwähnt.
Die weltweiten Energiepreise stiegen bereits, bevor der russische Präsident Wladimir Putin die Invasion anordnete. Als die Volkswirtschaften nach Corona wieder zu arbeiten begannen, stieg die Nachfrage nach Energie und Brennstoff sprunghaft an, und die Großhandelspreise schossen in die Höhe.
Doch die westlichen Sanktionen gegen Russlands Kohle- und Ölexporte und die Bemühungen der Europäischen Union, den Verbrauch von russischem Erdgas zu senken, haben die Preise noch weiter in die Höhe getrieben. Gleichzeitig denkt die deutsche Regierung nicht daran, die Energiesteuern zu senken.
Deutschland hat sich bisher einem Embargo für Erdgas widersetzt, und das aus gutem Grund. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur ist das Land für etwa 46 Prozent seines Verbrauchs auf Russland angewiesen. Ein abrupter Bruch mit seinem größten Lieferanten würde zu Rationierungen führen und dem energieintensiven Produktionssektor schweren Schaden zufügen, wenn nicht sogar vollständig zum Erliegen bringen. Die Folgen wären Millionen Arbeitslose und eine Verknappung von Waren aller Art.
Wirtschaftsminister Robert Habeck hat die Deutschen bereits gewarnt, dass sie als Folge des Krieges „ärmer sein werden. Es ist nicht möglich, dass dieser ohne Kosten für die deutsche Gesellschaft endet, das ist undenkbar“, sagte er.
Die steigenden Preise haben ein Land erschüttert, das sich lange Zeit seiner stabilen Wirtschaft rühmte und in dem noch immer eine tief verwurzelte Furcht vor der Art von Hyperinflation der 1920er und 1930er Jahre herrscht, von der weithin angenommen wird, dass sie den Nationalsozialisten zur Macht verholfen hat.
Im Gegensatz zu Großbritannien und den Vereinigten Staaten hat die Europäische Zentralbank die Zinssätze nicht erhöht, um die Preisspirale einzudämmen, und sie hat sich den Aufforderungen widersetzt, ein Datum zu nennen, wann sie dies tun wird.
Die Zentralbank befindet sich wegen ihrer Null-Zinspolitik in einer Zwickmühle. Erhöht sie die Zinsen nicht, werden die Preise weiterhin rasant ansteigen. Hebt sie die Zinsen an, werden viele Unternehmen in Insolvenz gehen, weil sie wegen der niedrigen Zinsen quasi am Tropf hängen. Gleichzeitig ist zu befürchten, dass Staaten der Europäischen Union bei einer Zinserhöhung ihre Kredite nicht mehr bedienen können, was zu einem Staatsbankrott führen würde. Daher scheut die EZB die dringend nötige Zinserhöhung wie der Teufel das Weihwasser.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte, dass sie sich angesichts der unsicheren Aussichten für die Wirtschaft der Region alle Optionen offen halten müsse, und bekräftigte, dass die Bank die Kosten für die Kreditaufnahme erst dann erhöhen werde, wenn sie ihren Kauf von Staatsanleihen irgendwann im III. Quartal beendet habe.