
Das Maskenmandat fiel in Deutschland am 4. April. Wer hätte je gedacht, dass dort Schnüffeltücher einmal zum Alltag gehören würden, und zwar in einer Weise, dass sie für manche mitunter zum modischen Schick wurden.
Gesund oder krank: Maske auf!
Wieso wurden Leute, die nicht krank waren und nicht krank werden konnten, gezwungen, ein Schnüffeltuch tragen? Wenn man genesen war oder ein negatives Testergebnis hatte, dann war man doch nicht krank? Man war doch gesund. Oder sollte das besser als Frage formuliert werden: Man war doch gesund?
Das Schnüffeltuch war zudem ein asiatisches Ding, eine asiatische Errungenschaft. In Asien waren die verbreitet. Wer krank war oder sich krank fühlte, setzte ein Schnüffeltuch auf, um seine Mitmenschen zu schützen. Ich überlegte, warum die Menschen in westlichen Ländern das früher nicht gemacht hatten, denn das war durchaus sinnvoll.
Doch auch hier schaltete man von jetzt auf gleich um. Die Schnüffeltücher, die die meisten nur aus dem Fernsehen kannten – aus Dokumentationen über Asien oder aus Berichten aus Krankenhäusern – gehörten sehr schnell zum Alltag.
Ob sie schützten, war umstritten. Sie schützen sicherlich nichts und niemanden, wenn man allein auf der Straße oder im Wald unterwegs war. Wie weit sollte das Virus denn fliegen? Einfach nur lächerlich. Wenn es um geschlossene Räume ging, konnte ich es noch begreifen. Aber auch hier gab es Zweifel bezüglich der Wirksamkeit. In einem Land, in dem fast 100 Prozent der Bevölkerung ins Tuch schnüffelte, blieben die Infektionszahlen gering. So weit so gut. Doch als gut ein Jahr später immer noch alle das Schnüffeltuch trugen, stiegen die Zahlen trotzdem sprunghaft an. Das Schnüffeltuch konnte diese Welle nicht aufhalten.
Besonders verrückt wurde es bei diesem Thema, wenn diejenigen, die die Anordnungen erließen, sich nicht an ihre eigenen Anordnungen hielten. Wenn Politiker ohne Schnüffeltuch zu sehen waren, deren Regierungssprecher mit Journalisten sprachen, ohne ein Schnüffeltuch zu tragen, die Journalisten aber gleichzeitig eines trugen, oder wenn Bilder und Videos aus dem Parlament auftauchten, auf denen reihenweise Politiker zu sehen waren, die kein Schnüffeltuch trugen.
Das Schnüffeln ins Tuch war daher nichts anderes als ein Symbol für den Gehorsam. Der brave Untertan trug Gesichtswindel.
Ein Chirurg erklärte einmal, was es mit dem Schnüffeltuch auf sich habe. Es leitete den Luftstrom zur Seite. Das war der Grund, weshalb Chirurgen eines trugen. Damit ihre Atemluft nicht direkt im Operationsgeschehen landete, sondern seitlich in den Raum abgeleitet wurde.
Nachdem die Regierung erst behauptet hatte, dass Schnüffeltücher nichts nutzten, behauptete sie später das Gegenteil. Studien, die zu anderen Ergebnissen kamen, wurden unterdrückt und nicht zitiert.
Selbst die Weltgesundheitsorganisation distanzierte sich vom Schnüffeln ins Tuch. Wer nicht krank war oder sich nicht um einen Kranken kümmerte, sollte kein Schnüffeltuch tragen, so die WHO. Diese Aussage interessierte die Regierung indes reichlich wenig.
Das Schnüffeltuch wurde so zum Werkzeug für Mitläufer und Denunzianten. Wer keines trug, beging eine Ordnungswidrigkeit, wurde aber wie ein Schwerverbrecher behandelt.
Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass die ins Tuch Schnüffelnden mit dem Finger auf Leute zeigten, die keines trugen. Und sich dabei unheimlich cool vorkamen und stolz auf sich waren, weil sie alles machten, was die Regierung von ihnen verlangte.
Schon die Kinder in der Schule lernten, wie sie gute Denunzianten wurden und wie sie mit „Aussätzigen“ umgehen sollten.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Aussage eines Kinderpsychiaters, der es nicht wert ist, mit Namen zitiert zu werden. Dieser Typ wurde auf Kinder losgelassen und sollte ihnen helfen. Dabei brauchte der selbst Hilfe und wäre in einer Anstalt besser aufgehoben gewesen als in Schulen sein Unwesen zu treiben.
In dem für den Neusprech typischen Gendergaga (generisches Femininum) gab er den Schülern mit auf den Lebensweg, dass man Schülerinnen bei den Lehrerinnen verraten müsse, wenn diese Schnüffeltücher nicht oder falsch tragen.
Abgesehen davon, dass die Kinder lernten, dass es nur noch Frauen gab und keine Männer, war diese Aussage geradezu unerhört. Erst wurde Angst und Panik verbreitet (Gefährdung der Gesundheit). Anschließend bekamen die Kinder eine Betriebsanleitung, wie sie gute Verräter wurden (Hilf, indem du von der Banknachbarin erzählst). Als ich in die Grundschule ging, hatten wir für diese Ratten ein ganz besonders schönes Wort: Petze.
Wenn wir einen Schulkameraden beim Petzen erwischten, war der in der ganzen Klasse bis in die Steinzeit und zurück erledigt.
Bei all den Widersprüchen über Zweck und Nutzen des Schnüffeltuchs, dachte ich immer an diesen Händeklatscher, den der österreichische Philosoph Paul Watzlawick so herrlich beschrieben hatte.
Es war einmal ein Mann, der ging durch die Stadt und klatschte ständig mit den Händen. Ein Mann fragte ihn: Warum klatschen Sie denn immer mit den Händen? Der Klatscher sagte: Ich vertreibe damit die Elefanten. Der Mann sagte: Hier gibt es doch gar keine Elefanten. Der Klatscher sagte: Natürlich nicht, ich klatsche doch in die Hände.