
Auch wenn der Tourismus in Thailand nach dem Abklingen von Corona sicherlich wieder anziehen wird, ist der traditionelle Expat-Markt stark rückläufig. Genauer gesagt sind das die Leute, die sich hier mit einer festen Rente zur Ruhe gesetzt haben, um die goldenen Jahre zu genießen, bevor – um einmal die Dinge beim Namen zu nennen – das Krematorium in greifbare Nähe rückt.
Die Immigration veröffentlicht keine aussagekräftigen Statistiken, und Rentner können sich hinter verschiedenen Visakategorien verbergen, die nicht unbedingt als „Rentnervisum“ gekennzeichnet sind. Aber die Zahl der Expat-Rentner ist von vielleicht 400.000 vor zehn Jahren auf einen kleinen Bruchteil im Jahr 2022 geschrumpft. Die verbliebenen Rentner, meist Europäer, insbesondere Briten, Deutsche und Skandinavier, sind jetzt meist 70 Jahre oder älter. Thailändische Anwälte befassen sich heutzutage mehr mit Anfragen zu Nachlassangelegenheiten als mit der Frage, wie man hier heiraten kann.
Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Eine von amerikanischen Medien gesponserte Umfrage aus dem Jahr 2019 ergab, dass die Hauptprobleme die steigenden Lebenshaltungskosten sind, die Befürchtung, dass eine Krankenhausbehandlung sie in den Ruin treiben könnte, und die Tatsache, dass „Thailand nicht mehr das ist, was es einmal war“, und zwar aus verschiedenen Gründen.
Dabei ging es meist um Verkehrsstaus, chinesische Reisebusse in Pattaya oder übergewichtige Gogo-Tänzerinnen. Natürlich hat Corona den Abwärtstrend noch verstärkt, da nur wenige Menschen eine Umsiedlung ins Ausland während einer internationalen Gesundheitskrise in Betracht ziehen. Die verzweifelten Berichte über Briten, die in thailändischen Krankenhäusern festsitzen und auf Crowdfunding angewiesen sind, um ihr Leben zu retten, haben dem unsinnigen Gerücht, dass die Botschaft zur Rettung herbei eilen wird, endgültig den Garaus gemacht.
Pattaya veranschaulicht diese Themen sehr gut. Es steht außer Frage, dass der Rentnermarkt eingebrochen ist und dass in der verbleibenden Expat-Bevölkerung Kahlköpfe und wachsende Taillen dominieren. Natürlich gibt es immer noch einige wohlhabende Rentner, aber in den Zentren des Nachtlebens wie der Soi Buakhao wimmelt es nur so von Kurzzeittouristen, „Covid-Visumverlängerern“ und preisbewussten Rentnern, die auf der Suche nach Essens- und Getränkeschnäppchen sind. Wer will es ihnen bei den Preisen, die heutzutage aufgerufen werden, auch verübeln. Viele derjenigen, die in Thailand bleiben, behaupten, dass sie nirgendwo anders hin können.
In der Zwischenzeit hat der thailändische Tourismusminister Phiphat Rathchakitprakarn deutlich gemacht, dass die willkommenen Expats der Zukunft vermögende Personen sein werden, wie beispielsweise millionenschwere Rentner, wohlhabende Investoren und ausländische Fach- und Führungskräfte, die ihre beruflichen Fähigkeiten zur Ankurbelung der thailändischen Wirtschaft einsetzen können. Im Gegenzug erhalten sie ein Zehn-Jahres-Visum und den Vorteil, dass sie nicht mehr alle drei Monate zur Immigration gehen müssen, um ihren Aufenthaltsort zu melden. Andere Boni sind noch nicht bekannnt.
Viele bezweifeln, dass das Programm funktionieren wird. Aber darum geht es hier nicht. Der Druck auf die Rentner, die 800.000 Baht auf der Bank für eine enorme Summe halten, ist bereits groß. Das Geld würde sich bei ein paar Tagen auf der Intensivstation in Luft auflösen. Das Netz der Pflichtversicherung schließt sich daher langsam – wenn auch vorerst noch mit zahlreichen Schlupflöchern –, während die Annahme, dass Dritte und Visums-Agenten bis in alle Ewigkeit in der Lage sein werden, Aufenthaltsverlängerungen für diejenigen zu arrangieren, die sich nicht selbst finanzieren können, bestenfalls spekulativ ist.
Wie auch immer die Zukunft Thailands in Bezug auf die internationale Einwanderung aussehen mag, der traditionelle Rentner hat seine besten Jahre hinter sich. Pattaya ist da keine Ausnahme.