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Steigende Preise: Keine guten Lösungen

Steigende Preise: Keine guten Lösungen

Die Inflation ist und bleibt das Wirtschaftsthema Nummer eins im Jahr 2022. Nicht nur in Thailand oder in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt, schreibt Chartchai Parasuk.

Alle Länder sehen sich mit einem raschen Anstieg der Verbraucherpreise konfrontiert, der nicht nur ihre wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise, sondern auch die Stabilität vieler Regierungen bedroht. Der US-Verbraucherpreisindex (CPI) erreichte im Dezember 2021 mit sieben Prozent ein 39-Jahres-Hoch, was Goldman Sachs zu der Prognose veranlasste, dass die US-Notenbank die Zinsen in diesem Jahr viermal anheben könnte.

In Thailand liegt der Verbraucherpreisindex (CPI) für Dezember 2021 zwar nur bei 2,2 Prozent, die Inflation des Erzeugerpreisindex (PPI) beträgt jedoch bereits 7,7 Prozent, was bedeutet, dass die Verbraucher in diesem Jahr mit deutlich höheren Preisen rechnen müssen. Bislang scheint sich diese These zu bestätigen, und der Anstieg der Verbraucherpreise ähneln dem Ausbruch eines explodierenden Vulkans. Man darf gespannt sein, wie der Verbraucherpreisindex im ersten Quartal aussehen wird, denn bestimmte Lebensmittelpreise waren bereits im Januar um mindestens zehn Prozent teurer als im Dezember 2021.

Angesichts der ernsten Bedrohung, die von der Inflation ausgeht, sehe ich von öffentlichen oder privaten Wirtschaftsforschungsinstituten kaum wirtschaftliche Analysen oder produktive Kommentare zu diesem Thema. Die thailändische Zentralbank, die direkt für die Eindämmung der Inflation verantwortlich ist und das Inflationsziel auf 2,5 Prozent festgelegt hat, bleibt stumm.

Ohne auf offizielle Daten zur Bestätigung warten zu müssen, muss die Verbraucherpreisinflation von 2,5 Prozent bereits überschritten worden sein, wenn man die jüngsten Preisbewegungen betrachtet. Werden wir auf einer der nächsten Sitzungen des geldpolitischen Ausschusses etwas Aussagekräftiges zu Inflationsfragen hören?

Es gibt vier Fragen zur Inflation, die ich gerne beantworten möchte.

Erstens: Warum jetzt? Warum steigen die Inflationsraten so schnell und erreichen Rekordhöhen?

Zweitens: Wie lange wird dies anhalten? Zu Beginn des Inflationstrends glaubten viele Ökonomen, darunter auch der Vorsitzende der US-Notenbank, dass der Preisanstieg nur vorübergehend sein würde, verursacht durch Corona-bedingte Unterbrechungen der Lieferkette. Doch einige Ökonomen ändern nun ihre Meinung, nachdem sie die globalen Angebots- und Nachfragebedingungen untersucht haben.

Drittens: Was wären die richtigen politischen Reaktionen auf die Inflation? Die Türkei geht den falschen Weg, und das kommt das Land teuer zu stehen.

Viertens: Was sind die Auswirkungen auf Thailands Wirtschaftsaussichten für 2022?

Schwierige Fragen? Ja, aber ich werde mein Bestes tun, um sie zu beantworten.

Die Unterbrechung der Versorgungsketten ist nicht die einzige Ursache für den raschen Anstieg der Rohstoffpreise in der ganzen Welt. In der ersten Hälfte des Jahres 2021 war dies zwar die Hauptursache, doch in der zweiten Hälfte des Jahres verbesserte sich die Corona-Situation. Wäre die Unterbrechung der Versorgungsketten die einzige Ursache, würden die Rohstoffpreise jetzt sinken, wie der Vorsitzende der US-Notenbank einst hoffte.

Der Grund dafür ist die rasche Erholung der Weltwirtschaft, die zu einem starken Anstieg der Nachfrage geführt hat. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2021 um sechs Prozent gewachsen ist und in diesem Jahr um weitere knappe fünf Prozent wachsen wird. Offiziellen Daten zufolge ist Chinas Wirtschaft 2021 um 8,1 Prozent gewachsen. Dieses starke globale Wachstum trieb die Rohstoffpreise im vergangenen Jahr wahnsinnig in die Höhe.

Im Vergleich zu 2020 sind die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse um 23,5 Prozent gestiegen, während die Energiepreise im vergangenen Jahr um 82,1 Prozent zulegten. Am schlimmsten ist, dass Rohstoffe wie Mais (für Futtermittel) um 56,8 Prozent und die Preise für Düngemittel um 80,6 Prozent gestiegen sind. Die Lebensmittelpreisinflation von mehr als zehn Prozent, die wir derzeit beobachten, ist nur die Spitze des Eisbergs.

Alle genannten Preise stammen aus den Rohstoffpreisdaten der Weltbank, dem so genannten Pink Sheet.

Die Antwort auf die erste Frage macht die Antwort auf die zweite Frage leicht. Da für 2022 ein weiterhin starkes Wachstum prognostiziert wird, werden die hohen Preise in diesem Jahr wohl auch bleiben. Die Lebensmittelpreise dürften sogar noch höher steigen, da die Kosten für Rohstoffe wie Tierfutter und Düngemittel noch nicht vollständig auf die Preise für Lebensmittel wie Fleisch, Gemüse, Speiseöl usw. übertragen wurden.

Die dritte Frage ist theoretisch leicht zu beantworten, aber in der Praxis äußerst schwierig umzusetzen. Wenn die Nachfrage zu stark ist, müssen die Behörden die Nachfrage durch eine straffe Geldpolitik und eine umsichtige Steuerpolitik zähmen. Die richtige Geldpolitik in solchen Fällen besteht darin, die Zinssätze so weit anzuheben, dass die Realzinsen positiv bleiben. So liegt der Leitzins der Bank of Thailand derzeit bei 0,5 Prozent. Wenn die Inflation im Jahr 2022 vier Prozent erreicht, sollte dieser Satz um 3,5 Prozent angehoben werden. Das ist natürlich reine Theorie. In der Realität könnte die Zentralbank weniger tun – aber nichts zu tun wäre ein schwerer Fehler.

Die falschen Entscheidungen der Türkei haben zu einer wirtschaftlichen Katastrophe geführt. Im April 2021 erreichte die Inflation 17 Prozent. Mit der oben beschriebenen Geldpolitik hob die türkische Zentralbank die Zinssätze von 17 Prozent auf 19 Prozent an, um den Realzins positiv zu halten. Der türkische Präsident Erdogan war wütend und entließ den stellvertretenden Gouverneur der türkischen Zentralbank. (Der Gouverneur selbst war bereits ein Jahr zuvor entlassen worden.) Nach Ansicht von Präsident Erdogan würden hohe Zinssätze die Produktionskosten in die Höhe treiben, was wiederum zu einer noch höheren Inflation führte. Um der Politik des Präsidenten zu entsprechen, wurde der inländische Zinssatz von 19 Prozent auf 14 Prozent gesenkt. Das Ergebnis? Die Inflation in der Türkei stieg von 17 Prozent im April auf 36,1 Prozent im Dezember 2021.

Die Geldpolitik ist nicht das einzige Instrument zur Eindämmung der Inflation. Die Fiskalpolitik kann ebenso wirksam sein. Die Regierung muss ihre Ausgaben kürzen, um die Binnennachfrage zu dämpfen. Die derzeitige Maßnahme zur Ankurbelung des Verbrauchs (Phase vier des sogenannten „Halbe-Halbe-Zuzahlungssystems“) wird jedoch mit Sicherheit zu mehr Inflation führen.

Wie sehen also die wirtschaftlichen Aussichten des Landes für 2022 angesichts der steigenden Inflation, der knappen Staatskasse und der unzureichenden inländischen Liquidität aus?

Erstens wird die thailändische Regierung – ähnlich wie die türkische Regierung – das Wirtschaftswachstum der Inflationsbekämpfung vorziehen, indem sie noch mehr Geld ausgibt. Glücklicherweise werden die schwache Haushaltslage und die begrenzte inländische Liquidität des Landes die Regierung daran hindern, sich auf Ausgabenjagd zu begeben.

Zweitens wird der geldpolitische Ausschuss die Zinssätze nur geringfügig anheben, weil er befürchtet, dass dadurch faule Kredite entstehen.

Drittens wird ausländisches Kapital aus Thailand abfließen, so wie in der Türkei geschehen. Schon jetzt ist die Rendite fünfjähriger US-Staatsanleihen höher als die Rendite fünfjähriger thailändischer Staatsanleihen.

Viertens werden die Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation nur Spielereien sein, die den thailändischen Verbrauchern nicht helfen – wie die Aufforderung an die Hersteller, ihre Preise trotz steigender Materialkosten beizubehalten oder begrenzte Rabatte anzubieten.

Jetzt kann man verstehen, warum Wirtschaftswissenschaftler es vermeiden, die Inflationsproblematik zu analysieren. Es gibt keine guten Lösungen.

Post source : https://www.bangkokpost.com/opinion/opinion/2254215/tonic-needed-as-inflation-is-here-to-stay

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